Gott lächelt dich an
4. Mose 6,22-27 (2)  |  23.11.08  |  V. Janke

Wie albern und hilflos erscheint es, wenn Menschen ohne Gott anderen Gutes wünschen. „Ich drück dir die Daumen. - Hals und Beinbruch.” Geht Segen auch ohne Gott? „Toi, toi, toi,” sagen andere, um ihren guten Wünschen etwas Magisches zu geben. „Passen sie auf sich auf!” sagte Talkmaster Fliege. Das kommt gut. Aber dann fällt's doch auf: Er könnte auch sagen: „Jetzt hab ich etwas Nettes erzählt. Aber zu Rande kommen im Leben müsst ihr allein. Aufpassen müsst ihr selbst.”


Wir bleiben beim aaronitischen Segen. Diese Worte sagen Entscheidendes:


Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.


Es sind drei Zusagen über die Zukunft derer, die angesprochen werden. Dreimal kommt der Name Jahwes vor, den die Juden in aller Ehrfurcht nicht aussprachen, sondern dafür Adonai, Herr, sagten. Die Bibel kennt verschiedene Segensereignisse. Gesegnet zu werden ist ein wertvolles Ereignis.


Tatsache ist: es gibt für das Leben der Menschen eine Kraft und Macht, die ihr Leben fördert und begleitet. Gottes Segen lässt das Leben zu einem Raum werden, in dem die Kräfte des Lebens wirksam sind.


Dies ist wohl der bekannteste Abschnitt des 4. Mosebuches. Das NT nimmt keinen Bezug auf den aaronitischen Segen und genauso wenig eine lange Zeit der Kirchengeschichte. Erst Martin Luther schlug ihn im 16. Jh. als eine Möglichkeit vor, mit diesen Worten im evangelischen Gottesdienst zu segnen. Aber durchgesetzt hat sich dieser Segen als Normalform erst im vergangenen Jahrhundert.


Beim Segnen handelt sich nicht um eine geheimnisvolle Kraftübertragung (Magie), sondern darum, den anderen unter die Gnade Gottes zu stellen!


Gott segnet Menschen, Menschen segnen im Namen des lebendigen Gottes andere Menschen, ja der Mensch segnet Gott (etwas Gutes über ihn aussagen, loben). Nicht nur Priester segnen, sondern auch Menschen ohne Priesteramt (Eltern segnen Kinder: 1. Mo 27,4ff; Kinder segnen Eltern: Spr 30,11; der König segnet das Volk: 2. Sam 6,18).


  1. Gott will dir echte Freude schenken

der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. In einer englischen Bibelübersetzung, der Living Bible, heißt es übertragen, Möge Gottes Angesicht wegen dir vor Freude strahlen und möge er dir gnädig sein. Stell dir das doch mal vor: Gott freut sich über dich; Gott möchte, dass du dich mit ihm freust; Gott ist wirklich froh, dass es dich gib! In Anlehnung an den bekannten Schlager sollte es heißen: 'Denn diese Welt sie steht und fällt, mit Seinem Gesicht.'


Am 22.11.08 las ich in einem blog auf jogmap.de folgenden Eintrag: „5 Jahre sind vergangen - so lange bist du schon fort von mir. Heute auf den Tag genau. Papa, ich werde dich nie vergessen. Ich hoffe, du wärst stolz auf mich. In Liebe, Dein O.” Wie wichtig sind liebende Eltern für Kinder. Wie tief sehnen sich Menschen nach der Anerkennung vom Vater und der Mutter.


Hier wird von Gott menschlich gesprochen, wenn von seinem Angesicht die Rede ist. Gott wendet sich Dir zu. Er begegnet dir nicht mit einem Pokerface, zeigt dir nicht die kalte Schulter. Sein Angesicht strahlt Dir entgegen. Ich denke an den Vater, der den „verlorenen Sohn” begrüßt und ihn dabei in die Arme schließt (Lukas 15,11ff). Das Angesicht Gottes spiegelt seine Einstellung zu dir wieder, wie er über dich denkt und fühlt.


 3.1 |   Gott möchte dich
freundlich anschauen.

Kaum etwas ist so schön wie geteilte Freude. Lachen kann der schönste Ausdruck gemeinsamer Freude und ungetrübter Vertrautheit zwischen zwei Menschen sein, die sich kennen und lieben. Voraussetzung für geteilte Freude ist eine geklärte und bereinigte Beziehung. Sünde entfremdet Menschen. Mann kann nicht mehr gemeinsam lachen, sich gemeinsam freuen, wenn einer am anderen schuldig geworden ist. (vgl. l.Mo 4,1-7; 1.Kön 13,6). Gott möchte dich freundlich anschauen. Gott möchte vor Freude strahlen wegen dir. Und das braucht nicht mehr als eine bereinigte Beziehung und die Bereitschaft ihm zu vertrauen und zu gehorchen. Joh 15,9-11.


nach oben

 3.2 |   Gott möchte sich
mit dir freuen.

Es gibt etwas Wichtigeres im Leben als unsere äußere Gesundheit und dass wir behütet durchs Leben gehen: Dass wir eine Beziehung haben zu jemandem, der uns mag. Dass uns jemand gern hat und das auch in seinen Blicken zum Ausdruck bringt. Dass sich jemand freut, wenn er uns sieht und nicht betreten auf den Boden schaut oder durch uns hindurch. Das ist das erste, was bei einem Säugling eine Reaktion hervorruft: Das Gesicht eines Menschen. Dieses Bedürfnis nach Zuwendung ist ganz tief in unsere Seele hineingelegt. Vom Anfang bis zum Lebensende brauchen wir ein Angesicht, das über uns leuchtet, jemanden, der für uns da ist.


Was bedeutet es, dass dieses Angesicht über einem leuchten soll? Im Urtext steht nur ein Wort, das eine Richtung bezeichnet. Luther hätte auch übersetzen können: Er lasse sein Angesicht leuchten zu dir und sei dir gnädig. Ich glaube, Luther hat gut übersetzt. In unserer Vorstellung ist das, was über uns ist, auch das Wichtige, Entscheidende. Das Bestimmende ordnen wir unwillkürlich oben ein. Wer oben sitzt oder steht, der hat das Sagen. Wohltuend ist es nun, wenn wir hören, dass die Freundlichkeit Gottes das Bestimmende über unserem Leben ist, also „über uns”.


Die Menschen des Alten Testamentes wussten übrigens auch etwas davon, dass Gott sein Angesicht abwenden kann. Menschen ringen darum, dass Gott ihnen sein Angesicht wieder zuwendet und ihnen gnädig ist. Und sie kennen Gott auch als den verborgenen Gott, der sein Angesicht nicht über uns leuchten lässt. Denken wir nur an die Fragen „Mein Gott, warum?”


Christen schauen in das Angesicht von Jesus, und erkennen das freundliche Gesicht Gottes. Die Gnade Gottes macht sich fest an dem, was Jesus Christus für uns tat, indem er für unsere Sünde am Kreuz starb. Segnende haben freundlich zu schauen. Sie starren nicht irgendwo in die Luft. Sie schauen den freundlich an, den sie segnen. Nun gibt es Menschen, die bewusst die Augen schließen, wenn sie gesegnet werden. Sie wollen fassen können, dass nicht ein Mensch, sondern Gott sie segnet. Ist es dann nicht gleichgültig, wie der Segnende schaut? Nein. Wir sehen manchmal sogar durchs Telefon das Gesicht eines Menschen. Seine Stimme sagt uns nämlich etwas über seinen Blick. Das ist nicht nur eine Einbildung. Chorleiter und die Gesangslehrer wissen: Unser Gesichtsausdruck verändert unsere Stimme. Als Segnender darf und soll sich in meinem Gesicht die Freundlichkeit Gottes spiegeln.


  1. Es ist Gottes Wunsch, dir echten Frieden zu schenken.
    V. 26

der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Echter Friede ist ein Geschenk Gottes. Friede ist nicht menschlich machbar. Friede ist viel mehr als die Abwesenheit von Streit und Krieg. Jesus sagte seinen Jüngern kurz vor seinem Tod, Den Frieden lasse ich euch. Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Joh 14,27 Was meint nun dieses Erheben des Angesichtes? Wieder kann man das Wort „über” mit „zu hin” übersetzen. Also: „Der Herr hebe sein Angesicht zu dir hin und gebe dir Frieden.” Was unterscheidet nun „heben” in der dritten Zusage vom „leuchten lassen”? Zunächst ist es einfach eine Verstärkung. So wurde in der hebräischen Sprache gedichtet, dass man eine Aussage mit anderen Worten wiederholte. In den Psalmen kommt das oft vor. Um sein Angesicht leuchten zu lassen braucht man sich nicht zu bewegen. Sein Angesicht so zu erheben, dass die Augen Kontakt aufnehmen, das ist eine Bewegung. Gott tut etwas dafür, dass er uns in den Blick bekommt. So wie ein Bademeister einen Hochsitz besteigt, damit er den Überblick hat, so aktiv erhebt Gott sein Angesicht. So ist Gott: er reckt sich nach uns den Hals. Er sucht uns und er findet uns.


Jetzt haben wir darüber geredet wie man segnet. Und wie empfängt man den Segen recht? Die Geste der offenen Hand empfiehlt sich. „Ich bin bereit, Herr, das zu empfangen, was du uns gegeben hast.”


Ein gehorsames Herz empfiehlt sich auch. Denn der Segen wirkt weder automatisch noch magisch. Wie viele Traupaare haben schon ihren Segen verspielt, weil sie ihr Versprechen nicht hielten, mit Gottes Hilfe und nach den Geboten Gottes ihre Ehe zu führen. Ein gehorsames Herz, wird ganz aktiv „Amen” sagen oder singen. Amen: Ich will auch draußen im Alltag auf die Hilfe Gottes bauen und auf seine Stimme hören, damit ich nicht aus dem Bereich seines Friedens herausfalle. Amen!


Er bewacht und beschützt mich! Es ist wahr: Er schaut mich freundlich an! Er sucht mich mit seinen Augen und schenkt mir seinen Frieden.



Baptisten Nordenham | Zoar-Kapelle | 26954 Nordenham | Friedrich-Ebert-Str. 65   
Gottesdienst: So 10:00

Valid HTML 4.01!