Eure Güte laßt kund sein allen Menschen!
Der Herr ist nahe!
Ich habe mir sagen lassen: Als ich geboren wurde - der erste Junge meiner Eltern - da freute sich mein Opa gar sehr - und aus lauter Freude über meine Geburt ging er ins Lokal und gab für alle eine Freirunde aus. Er hatte einen Grund zum Feiern und wollte das andere etwas von seiner Freude abbekommen. Fröhliche Menschen haben es leichter, andere zu beschenken. Wer selbst reich beschenkt wurde, kann großzügig sein. Ein krasses Gegenteil erlebte ich bei Aldi. Da hatte sich ein Mann furchtbar aufgeregt. Er war sehr wütend, weil die Kassiererin eine Pfandflasche weniger gezählt hatte als er meinte abgegeben zu haben. Ein wenig Güte hätte viel geholfen.
Wenn Gott uns hier auffordert, andere Menschen unsere Güte erfahren zu lassen, dann ist der Zusammenhang wichtig. In Phil 4,4 werden wir ermutigt, uns über Jesus und unsere Beziehung zu Ihm zu freuen und dieser Freude Ausdruck zu geben. Unsere Freude über Jesus soll gerade auch darin sich zeigen, dass wir unseren Mitmenschen Güte zeigen. Wer Jesus kennt, der kennt die gütigste Person aller Zeiten! „Vorher tat ich alles - um geliebt und angenommen zu werden - jetzt war meine Motivation anderen zu dienen, weil ich geliebt und angenommen bin!“ (Maria Prean)
1. Güte ist ein christliches Markenzeichen.
Lk 6,33-35 Gott ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen! Daran sollen und können wir uns orientieren. Wir sollen und können daran erkannt werden, dass wir gegenüber allen Menschen gütig sind; nicht nur zu unseren Freunden und Verwandten. Wissen wir, dass wir unser Leben als Kinder Gottes und unseren Glauben nur durch den Reichtum der Güte Gottes haben? Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut? Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet? Röm 2,4 Weil Gott reich ist an Güte, konnten wir umkehren und Christus als Herrn und Retter kennenlernen. Wenn wir beten, danken, loben, bitten, dann können wir das tun, weil Gott gütig ist. Erfahrene Güte macht gütig. Erfahrene Milde macht milde; erfahrene Nachsicht macht nachsichtig. Aber nicht automatisch...
Was bedeutet Güte? Güte ist Großherzigkeit und Großzügigkeit; Menge übersetzt: Laßt eure Sanftmut allen Menschen kund werden. Die Zürcherbibel gibt das Wort mit Freundlichkeit wieder. In der Lutherübersetzung von 1912 steht Lindigkeit (Schmerzen lindern). Gemeint ist die Bereitschaft und die Fähigkeit, Unrecht, Spott oder Mißhandlung ohne Hass und Groll zu ertragen. Das Gegenteil von Güte ist Rechthaberei, Streitlust, Härte, Unnachgiebigkeit, Kleinlichkeit. Güte ist die Fähigkeit, nicht immer auf dem eigenen Recht zu bestehen: Titus 3,1+2 Güte ist Freundlichkeit, die sich angesichts von erlebter Unfreundlichkeit bewährt. Güte ist Höflichkeit, die auch angesichts verletzender Unhöflichkeit höflich bleibt. Ein Sprichwort sagt Ein Gerechter, der angesichts eines Gottlosen wankt, ist wie ein getrübter Brunnen und eine verderbte Quelle. Spr 25,26 Gib Acht, dass du dein Verhalten nicht bestimmen läßt vom Verhalten der anderen! Frag dich: Was würde Jesus tun?
Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Du zeigst deine Güte, wenn du jemandem vergibst, auch wenn derjenige nicht um Vergebung bittet; , wenn du freundlich und höflich bleibst, auch wenn der andere unfreundlich und unhöflich ist; , wenn du dich mitfreust über den Hauptgewinn deines Nachbarn. Du bist gütig, wenn du für den betest, der dir das Leben schwer macht und dich schikaniert. Du bist gütig, wenn du deinem Ehepartner Verfehlungen nicht jahrelang nachträgst und sie nicht bei jedem Streit aufwärmst. Du bist gütig, wenn du den segnest, der dir gerade die Vorfahrt genommen hat: „Herr, bewahre ihn, dass er heil nach Hause kommt.“
Eure Güte... Ihr habt Güte! Gott fordert nicht von uns, was wir nicht haben. Also: zeigt, was ihr habt! Indem wir zeigen und leben, was wir haben, wächst diese Frucht des heiligen Geistes: Gal 5,22. Du kannst gütig sein! Du kannst großherzig sein! Du kannst... weil Gott selbst zu dir gütig ist. Daran soll man uns erkennen: Freude und Dankbarkeit (V.4); Güte und Milde (V.5); Vertrauen in Gott und Frieden im Herzen (V.6+7).
2. Güte ist ein zinsloses Darlehen für den Bau an Beziehungen.
Die folgende kurze Notiz fand ich in der Zeitung: „Wiesbaden Der erbitterte Nachbarschaftsstreit zwischen zwei Wiesbadenern über eine 40-Watt Glühbirne ist endgültig beigelegt. Der Besitzer hat die Lampe, durch die sich sein Nachbar gestört fühlte, für einen guten Zweck versteigert: Für 586 Euro ging das Streitobjekt nun in den Besitz des Wiesbadener Lach- und Scherzartikelmuseums „Harlekinaeum“ über. Der Streit hatte ein Jahr lang mehrere Gerichte beschäftigt.“ Es sind ja oft Kleinigkeiten, die uns ärgern. Das unaufgeräumte Zimmer der Kinder; die offene Zahnpastatube; das zu eng geparkte Auto neben deinem Auto; der Vordermann, der bei grün nicht sofort los fährt... Güte kann uns davor bewahren, dass diese Kleinigkeiten eskalieren. Mahatma Ganda sagte: „Wenn du im Recht bist, kannst du es dir leisten, Ruhe zu bewahren. Wenn du im Unrecht bist, kannst du es dir nicht leisten, sie nicht zu haben.“
Ohne Güte gehen Beziehungen schnell aus dem Leim. Ohne Güte wird das Miteinander viel schwerer. Ohne Güte lassen sich Beziehungen nicht wirklich bauen. Ohne Güte wird das Leben ärmer. Meine Mutter erzählte mir von einer Bekannten. Die einzige Tochter der Brocks sollte nach dem Willen der Mutter Hilde heißen. Doch der Vater meldete sie beim Standesamt mit dem Namen Lieselotte an. Sie heißt Lilo. Die Mutter hat jedoch bis zu ihrem Tod zu ihrer Tochter nur Hildchen gesagt. Der Name Lilo kam nie über ihre Lippen.
Güte ist die fehlende Extraportion guter Wille, wo wir geneigt sind, hart zu werden. Die Schweizerische Mobiliar Versicherung hat schriftliche Äußerungen von Kunden gesammelt, über die man als unbeteiligter Dritter schmunzeln kann:
„In ihrem Schreiben vom 26.6. über die neue Beitragsrechnung haben Sie mich freundlicherweise zum Fräulein befördert, was im Zusammenhang mit meinem Vornamen Heinz jedoch zu peinlichen Vermutungen Anlaß gibt.“
„Meine Tochter hat sich den Fuß verknackst, weil dieses verdammte Weibervolk ja keine vernünftigen Schuhe tragen will.“
„Einnahmen aus der Viehhaltung haben wir keine. Mit dem Tod meines Mannes ging das letzte Rindvieh vom Hof.“
„Ich bin von Beruf Schweißer. Ihr Computer hat an der falschen Stelle gespart und bei meinem Beruf das w weggelassen.“
Etwas Güte, Milde und Gelassenheit kann das Miteinander mit anderen sehr erleichtern. Wenn du das nächste Mal geneigt bist, dich zu ärgern, dann frage dich einfach, ob eine Extraportion Güte nicht viel angebrachter ist.
Matth 20,1-15 Nur weil Gott zu uns gütig ist, haben wir eine persönliche Beziehung zu Ihm! Und nur weil Gott zu uns gütig ist, haben wir immer noch eine Beziehung zu Ihm! Ohne Güte können wir nicht wirklich leben. Weil Gott nicht zuerst danach fragt, was wir verdient haben, sondern was wir brauchen, darum können wir leben. Das ist Güte zu fragen: „was brauchst du?“
Der Herr ist nahe! Weil Jesus bald wiederkommt, um sein Reich aufzurichten, wollen wir schon jetzt Menschen an seiner gütigen Herrschaft Anteil geben. Erfahrene Güte kann Menschen helfen, Jesus als besten Freund und Retter kennenzulernen. Wir sollen schon heute Zeugen seiner Güte sein in einer Zeit, die von zunehmender Unfreundlichkeit und Rücksichtslosigkeit geprägt ist.
Kleine Oasen der Güte inmitten der Wüste der Welt, schaffen ein Klima der Hoffnung, das Glaube und Liebe erhält.
Kleine Oasen der Güte. Nur sichtbar dem suchenden Blick. Würden sie jemals veröden, wir wären viel ärmer an Glück.
Kleine Oasen der Güte bewahren dem Leben den Sinn, stillen der Sehnsucht Verlangen.
Gott, hilf, dass auch ich eine bin. (Marie Hüsing)
Eure Güte laßt kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!