Die ersten Worte der Bibel sind vielen bekannt. Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Gott stellt sich zu Anfang als der allmächtige, große Schöpfer vor. Ein wahrhaft bedeutendes Eröffnungswort. Aber wer kennt die letzten Worte im Alten Testament? Die letzten Worte eines Menschen sind oft bedeutsam und wichtig. Die letzten Worte im AT sind auch bedeutsam - und ungewöhnlich. Weißt du womit das AT endet? »Bevor aber der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare Tag, seht, da sende ich zu euch den Propheten Elija. Er wird das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwenden und das Herz der Söhne ihren Vätern, damit ich nicht kommen und das Land dem Untergang weihen muss«. EÜ In diesen Versen sind bedeutende Wörter: Gericht Gottes, Prophet Gottes, der gesandt wird, das Herz der Väter, das Herz der Kinder, Kommen Gottes. Gott will nicht zerstören und strafen. Gott will retten und heilen. Die letzten Worte im AT richten unseren Blick auf Väter und Söhne, auf Vaterherzen und Kinderherzen, auf Familien. Das ist ungewöhnlich und weckt mein Interesse. In der Bibelübersetzung Neues Leben steht hier: »Er wird die Herzen der Väter ihren Kindern und die Herzen der Kinder ihren Vätern zuwenden, damit ich bei meinem Kommen nicht das Land vernichten muss.« Gott sind heile Familien sehr wichtig. Gott sieht, wie Väter und Kinder unter gestörten Beziehungen leiden. Das will Gott nicht. Darum sendet er einen Mann, der Vätern und Kindern Heilung bringt: »Noch bevor der große und schreckliche Tag kommt, an dem ich mein Urteil vollstrecke, sende ich den Propheten Elia zu euch. Er wird Eltern und Kinder wieder miteinander versöhnen, damit ich nicht das ganze Volk vernichten muss, wenn ich komme.« Mal 3,23f (Hfa)
Das NT beginnt mit einem Hinweis auf diese Prophetie, die im Dienst von Johannes dem Täufer eine erste Erfüllung findet. Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft Elias, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungehorsamen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist. Lk 1,17 Nach über 400 Jahren Stille spricht Gott wieder zu seinem Volk. Und dies ist sein erstes Anliegen: Vaterherzen sollen zu den Herzen ihrer Kindern bekehrt werden. Väter und Kinder stehen stellvertretend für tiefe Brüche in Familien.
1. Vater-Kind Beziehungen bleiben immens wichtig
1) Ich denke an Heinz J., der seinen Vater nie gesehen hat, weil der im 2. Weltkrieg fiel. Wie viele Kinder sehnen sich danach, ihren Vater kennenzulernen! 1963 legte der Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich seine Studie über den „Weg zur vaterlosen Gesellschaft“ vor. Der Einfluss unmittelbarer Vorbilder gehe verloren. Heute, sagt die Erziehungswissenschaftlerin Astrid von Friesen, sei der leibliche Vater oft gar nicht mehr präsent.
2) Auf meinem Schreibtisch liegt ein Flyer von Team F. Darin wird ein Seminar beworben, das trägt den Titel: „Kinder stark machen für die Zukunft.“ Ich lese Lk 1,17 und denke: Kinder werden stark gemacht durch Eltern, die sie lieben. Bill Hybels verlor seinen Vater plötzlich und mit ihm einen sehr engen Berater und ein geistliches Vorbild. Das war für B. Hybels ein sehr schmerzhafter Verlust.
3) Meinen Freund Ulf-Peter kenne ich seitdem wir zusammen im Sandkasten gespielt haben. Wir waren viele Jahre Nachbarn. Vor Jahren sagte er mir: „Ich weiß nicht, wie es meinem Vater geht. Ich will auch nichts wissen von ihm.“ In einem Gespräch über Eltern und Kinder sagt mein Gegenüber: „Sollte Familie nicht ein Hafen sein, in den man bei Sturm einfahren kann?“
4) Ein anderer Freund von mir, Berthold N., sagte in einer Predigt vor 20 Jahren: Väter sind auch heute berufen als Priester, die fürbittend eintreten für ihre Kinder.“
2. Gott ist wie ein Vater
Vor Kurzem haben wir in der Bibelarbeit über Gott als Vater in den Psalmen nachgedacht. Da ist mir etwas sehr deutlich geworden. Ein Vater ist ein Vater, weil er mit seinem ganzen Sein, seinem ganzen Herzen für seine Kinder ist. Die kleine Wort „für“ ist ein überaus bedeutendes Wort. Ist dein Vater für dich da gewesen? Hat er sich für dich eingesetzt? Hat er für dich gesorgt? Ein Vater ist für seine Kinder!
Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten. Ps 103,13. Sich erbarmen bedeutet, die Not meiner Kinder geht mir an die Nieren, geht mir nah. Erbarmen bedeutet: Ich fühle mit meinem Kind. Erbarmen ist dem Wortsinn nach eine mütterliche Eigenschaft. Aber hier ist es der Vater, der sich erbarmt, der die Bedürftigkeit seiner Kinder sieht und darum handelt. Ich habe mich gefragt, wie viele Kinder dies Jahr zu Weihnachten in Wahrheit kein schöneres Geschenk erhalten könnten, als einen Vater, der für sie da ist, sie bedingungslos liebt und annimmt. Zu viele.
Nelson Mandela hat die Apartheit bekämpft. Er hat sich eingesetzt für ein respektvolleres Miteinander von Schwarzen und Weißen in Südafrika. Dafür sind ihm viele Menschen sehr dankbar. Dass dies unmenschliche und ungerechte Gesellschaftssystem überwunden wird, war lange Zeit unvorstellbar. Dass sich Väter ihren Kindern zuwenden und für sie da sind ist für viele auch unvorstellbar. Aber es nicht unmöglich für Gott. Mandela ermutigt uns, an eine Versöhnung von Vätern und Kindern zu glauben.
Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden. Eph 3,14f. Gott möchte durch Väter zeigen, wie ein wahrer Vater ist. Von Gott selbst können Väter lernen, was Vaterschaft bedeutet. Paulus sagt: Aus Gott leitet jede Vaterschaft ihre Existenz, ihren Sinn und ihren Wert ab. So wie Gott seine Liebe und sein Wesen durch das Miteinander von Ehepaaren zeigen möchte (Eph 5,25ff), so möchte er, dass Väter wieder wahre Väter sind.
3. Heile Vater-Kind Beziehungen sind ein Geschenk Gottes
„Es gibt Väter, deren tiefster Schmerz in ihrem Leben darin liegt, dass sie von ihren Kindern abgelehnt oder verachtet werden. Und es gibt Söhne und Töchter, deren tiefstes und unausgesprochenes Leid das Gefühl ist, vom Vater nicht verstanden zu werden, die vielleicht in einem Augenblick des Zorns hören mussten: „Du bist nicht mein Kind.““ (R. Cantalamessa, Die Liebe will ein Ich und ein Du)
Wie kommt es, dass die wohl schönste Kurzgeschichte der Welt das Gleichnis vom verlorenen Sohn ist? Es ist letztlich Gottes Gnade, wenn Menschen umkehren, wenn Entzweiung in Familien überwunden wird. Wir brauchen viel von dieser Gnade, viel Erweckung. Wir brauchen Heilung von Vaterherzen und Kinderherzen; versöhnte Familien. Und wir brauchen vor allem Hilfe von Gott für verhärtete Herzen. Die Hinwendung zu Gott heilt auch Familien, heilt Vaterherzen und Kinderherzen. Gott schmerzt es, wenn Familien nicht mehr Familien sind. Nirgendwo wird Sünde und Streit schmerzhafter erlebt als in Familien. Gott will das nicht. Väter haben eine sehr wichtige und unersetzbare Aufgabe – sie sollen sich von Herzen ihren Kindern zuwenden. Kinder brauchen Väter und Mütter!
„Jedenfalls ist Buße nur dort echt, wo tiefsitzende Entzweiungen wie die von Vätern und Kindern überwunden werden.“ (Gerhard Maier) Dafür wollen wir beten!
„Scheuen sie sich nicht, Gott-Vater ab und zu ganz buchstäblich nachzuahmen und dem eigenen Sohn oder der eigenen Tochter, wenn die Umstände es erfordern, allein, oder noch besser vor anderen zu sagen: „Du bist mein geliebter Sohn! Du bist meine geliebte Tochter! An dir habe ich Gefallen.“ Das heißt, ich bin stolz auf dich, bin stolz, dein Vater zu sein! Wenn dieses Wort von Herzen kommt und im richtigen Augenblick gesagt wird, dann wirkt es Wunder, dann beflügelt es das Herz des Jungen oder des Mädchens. Und für den Vater ist es, als zeuge er sein Kind ein zweites Mal, diesmal noch bewusster.“ (R. Cantalamessa)