Kennen sie den schon? Ein Ehepaar beschließt dem Winter in Deutschland zu entfliehen und bucht eine Woche Südsee. Leider kann die Frau aus beruflichen Gründen erst einen Tag später als ihr Mann fliegen. Der Ehemann fliegt wie geplant. Dort angekommen bezieht er sein Hotelzimmer und schickt seiner Frau sogleich eine Email. Blöderweise hat er sich beim Eingeben der E-Mail-Adresse vertippt und einen Buchstaben vertauscht. So landet die E-Mail bei einer Witwe, die gerade von der Beerdigung ihres Mannes kommt und die Beileidsbekundungen per E-Mail abruft. Als ihr Sohn das Zimmer betritt, sieht er seine Mutter ohnmächtig zusammensinken. Sein Blick fällt auf den Bildschirm, auf dem zu lesen steht:
AN: meine zurückgebliebene Frau
VON: Deinem vorgereisten Gatten
BETREFF:: Bin gut angekommen.
Liebste, bin soeben angekommen. Habe mich hier bereits einge-lebt und sehe, dass für Deine Ankunft alles schon vorbereitet ist. Wünsche Dir eine gute Reise und erwarte Dich morgen. In Liebe, Dein Mann. PS: Verdammt heiß hier unten!
- Eine Mutter schreibt: „Ich komme mit Mia (4) und Lucie (2) am Sonntag zu spät zum Gottesdienst. Noch bevor wir in den Versammlungsraum kommen, hört Mia die Lobpreismusik und bemerkt: „Mann, jetzt haben die schon wieder ohne uns angefangen.“ (Family 3/12)
- Aushang im Reisebüro: Kommen Sie nach Polen, Ihr Auto ist schon da!
Kennen sie den schon? Diese Frage ist in Wahrheit ein Angebot, eine Ankündigung. Es gibt was zum Lachen. Und wer lacht nicht gerne?! Ich lache gerne. Und ich bring gern andere zum Lachen. Da bin ich in guter Gesellschaft. Andere zum Lachen zu bringen ist ein guter Dienst. Und gesund ist Lachen auch. Vielleicht ist heute sogar jemand hier, der nachher sagt: „Am Anfang der Predigt so herzhaft zu lachen, war das Beste am ganzen Gottesdienst.“ Lachen tut gut. Es befreit. Es entspannt. Lachen kann erlösend sein. Wenn ich also frage, „Kennen sie den schon?“ dann sind zwei Voraussetzungen erfüllt. Ich kenne ihn schon, den guten Witz. Und ich will ihn weitergeben, ich will mein Gegenüber zum Lachen bringen. So ist es mit Psalm 117. Lobet den HERRN, alle Heiden! Preiset ihn, alle Völker! Denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit. Halleluja!
Bei diesem Psalm geht es auch um die Frage, „Kennen sie den schon?“ Und Psalm 117 erfüllt auch diese beiden Voraussetzungen: Erstens, da sind Menschen, die kennen diesen Herrn, die kennen seine Gnade, seine Güte und Treue. Da sind Leute, die sich von Herzen darüber freuen, diesen Herrn zu kennen. Und zweitens: es wird erwartet, dass andere ihn auch kennenlernen möchten, kennenlernen sollten. Diesen Herrn zu kennen tut einfach gut!
1. Gott will, dass allen Menschen geholfen werde. V.1
Lobet den HERRN, alle Heiden! Preiset ihn, alle Völker! Alle Heiden, alle Völker, alle Menschen sind eingeladen zum Lob Gottes. Damit ist gemeint: Alle Menschen sollen so von der Güte und Liebe Gottes überzeugt sein, dass sie singen wollen. Ja, ich will singen von der Gnade des Herrn. Wer diesen Herrn kennt, der will von seiner Gnade singen, der will Gott loben, der lädt andere ein, weil er will dass alle Menschen ihn loben! Wer diesen Herrn kennt, der lädt mit weit ausgestreckten Armen ein: Lobet den Herrn, alle Heiden… Auf zweifache Weise bin ich gemeint:
Für mich ist Psalm 117 der mutigste Psalm in der Bibel. Dieses winzig kleine Volk Israel will die ganze Welt für ihren Gott gewinnen! Sind sie übermütig, größenwahnsinnig, oder nur verrückt? Ganz und gar nicht. Sie sind überzeugt. Sie sind so mutig, weil sie Gott glauben. Mit Abraham hatte Gott neu begonnen, der ganzen Welt Heil und Segen zu bringen. Und der HERR sprach zu Abram: ...Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. 1 Mose 12,1.3
Jes 2,2f +11,10 Jesus sagt, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. Joh 12,32 Matth 28,18f Paulus predigte, Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun. Apg 17,30 Johannes Offb 7,9f (15,3f) Sonntag für Sonntag erfüllt sich dieser Psalm auf der ganzen Welt. Christen auf der ganzen Welt loben Gott.
2. Gottes Güte und Treue macht Menschen zu Siegern. V.2
Denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit. Dieser Vers hat es in sich. Andere Bibeln haben hier: Denn mächtig waltet über uns seine Güte, und die Treue des Herrn währt in Ewigkeit. (ZÜ) Denn seine Liebe zu uns ist stark und mächtig, und seine Treue hört niemals auf! (Hfa) Denn mächtig waltet über uns seine Huld… (EÜ) Das hat mich anfangs verwirrt. Warum wird dieser Begriff mit so vielen Wörtern übersetzt? Dies hebräische Wort hesed ist ein sehr wichtiges Wort. Es wird übersetzt mit Gnade, Güte, Huld, Barmherzigkeit, Liebe. Bist du schon mal mit einem Porsche auf der Autobahn gefahren? Kann man so ein Erlebnis mit einem Wort beschreiben? So ist es auch hier. Dies Wort kann niemals mit nur einem Wort wiedergegeben werden. Hesed ist aus freien Stücken erwiesene Liebe, die zugleich barmherzig, gütig, treu und gnädig ist.
Mit Güte ist die treue Liebe und Loyalität gemeint, die Ruth ihrer Schwiegermutter erwiesen hat. Geht hin und kehrt um, eine jede ins Haus ihrer Mutter! Der HERR tue an euch Barmherzigkeit, wie ihr an den Toten und an mir getan habt. (…) Gesegnet seist du vom HERRN, meine Tochter! Du hast deine Liebe jetzt noch besser erzeigt als vorher, dass du nicht den jungen Männern nachgegangen bist, weder den reichen noch den armen. Ruth 1,8+3,10 Gott ist von großer Güte und Treue – das ist das Bekenntnis Israels. Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber, und er rief aus: HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, 2 Mo 34,6 In der Guten Nachricht steht: seine Güte und Treue sind grenzenlos. In der dunkelsten Stunde des Gerichts hat Jeremiah das strahlend helle Bekenntnis geschrieben: Dies nehme ich zu Herzen, darum hoffe ich noch: Die Güte des HERRN ist's, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß. Klgl 3,21-23 Darum singen wir: Auf und macht die Herzen weit, euren Mund zum Lob bereit, Gottes Güte und Gottes Treu, sind an jedem Morgen neu. - Wie groß ist des Allmächtgen Güte, ist der ein Mensch, den sie nicht rührt.
Die Güte Gottes folgt uns ein Leben lang (Ps 23), sie behütet uns (61,8), sie füllt uns (Ps 90,14), sie krönt us (Ps 103,4), sie waltet über uns (Ps 117). Gottes Güte ist nicht kleinzukriegen!
Weil Gott gütig und treu ist, können wir zuversichtlich der Zukunft entgegen sehen. Weil Gott gütig und treu ist, lachen wir des kommenden Tages. Weil seine Güte und Treue über uns waltet, singen wir: Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag.
Dies Wort „walten“ kommt auch im 2. Mo 17 vor. Da gab es einen Kampf zwischen Israel und Amalek. Der Ausgang dieses Kampfes wurde allerdings oben auf dem Hügel entschieden. Und wenn Mose seine Hand emporhielt, siegte Israel; wenn er aber seine Hand sinken ließ, siegte Amalek. Walten bedeutet die Oberhand haben, siegen. So steht hier in Ps 117: die Güte und Treue Gottes behält die Oberhand über uns, macht uns zu Siegern.
Weil Gott gnädig, gütig, treu ist, darum gibt es auf dieser Welt erfülltes Leben. Weil Gott gütig ist, darum ist das Leben schön! Die Welt singt von Liebe und Glück. Die Welt singt von der Sehnsucht nach dem einen Menschen, der ihr Glück perfekt macht. Christen singen von der Güte und Treue Gottes. Das ist ihr Glück. Wenn es wahr ist, dass das, was ich anschaue, Macht in meinem Leben gewinnt, dann schaue ich gerne auf die Güte und Treue Gottes. Dann singe ich gerne von seiner Güte und Treue! Psalm 117 ist eine Einladung, Gott persönlich kennenzulernen. Die Tiefe dieses Psalms übertrifft seine Länge bei Weitem. Zum Schluss ein Gedicht von Heinz Erhard als Gebet umgedeutet:
Was wär ein Apfel ohne -Sine, / Was wären Häute ohne Schleim? / Was wär'n die Vita ohne -Mine, / Was wär'n Gedichte ohne Reim? / Was wär das E ohne die -llipse, / Was wär veränder ohne -lich? / Was wär ein Kragen ohne Schlipse, / Und was wär ich bloß ohne Dich? (Heinz Erhardt)