Und schließlich: Werdet stark durch die Kraft und Macht des Herrn!
Eph 6,10
Als die Amerikaner auf Pearl Harbor am 7.12.1941 angegriffen wurden, starben mehr als 2000 Amerikaner. Den Japanern war ein Überraschungsangriff gelungen. Obwohl die Amerikaner viele schwere Kriegsschiffe und Waffen auf der Insel stationiert hatten, waren sie nicht mehr in der Lage, sich mit diesen Waffen zu verteidigen. Weil sie nicht vorbereitet waren auf einen Kampf, zahlten sie einen hohen Preis.
Woran denkt ihr, wenn ihr hört, „Du musst jetzt sehr stark sein?“ Viele denken an innere Kraft, mit einer Situation fertig zu werden, sie bewältigen können. Stark sein verbinden wir meistens mit eigenen Fähigkeiten, auf die wir uns verlassen. Der eine hat eine Stärke im Handwerken, ein anderer im künstlerischen. Vielleicht liegt deine Stärke im Kochen und Backen. Im Wörterbuch steht unter dem Begriff stark als erstes „viel Körperkraft besitzend.“ Das Gegenteil ist schwach sein, ohne eigene Fähigkeiten oder mit nur geringen Fähigkeiten. Jesus sagt Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. So sind Menschen, Christen und Nichtchristen. Doch Menschen wollen stark sein, oder zumindest stark scheinen. Stark ist aber nur, wer auch schwach sein kann. Jesus war stark.
1. Was stark werden bedeutet.
„Es ist keine Schande, hinzufallen aber es ist eine Schande, einfach liegenzubleiben." Theodor Heuss
Um dies Bild zu gebrauchen: Sünde hat alle Menschen zu Fall gebracht. Jesus will und kann uns wieder aufrichten.
Die Aufforderung, werdet stark im Herrn, kann leicht missverstanden werden. Hier geht es nicht um Gefühle, nicht um Selbstvertrauen oder um Bibelwissen. Im Griechischen gibt es nicht nur die aktive und passive, sondern auch die mediale Verbform. „Werdet stark“ ist in dieser Medialform gehalten und bedeutet, sich stark machen zu lassen, sich von Gottes Kraft befähigen zu lassen.
Es ist also durchaus möglich, Christ zu sein, ohne sich von Gott stärken zu lassen. Unsere Verantwortung, stark zu werden, liegt nicht im Schöpfen aus eigener Kraft. In der Hinwendung zu Jesus Christus werden wir gestärkt, damit Er in und durch uns wirken kann. Mit anderen Worten: geistliche Siege erleben wir, wenn wir uns von Gott Stärke und Weisheit geben lassen. Wir werden uns als Christen vor dem geistlichen Kampf fürchten und uns dem geistlichen Kampf verweigern, wenn wir nicht davon ausgehen, dass wir durch und in Jesus Christus Sieger und Überlegene sind. Weil wir aus Gnade Gottes Kinder sind, haben wir einen neuen Stand, eine neue Identität. Paulus gebraucht dafür seinen Lieblingsbegriff in Christus/im Herrn (2.Kor 5,17). Als Christen dürfen wir nicht mehr wie Menschen denken, die Gott nicht kennen und auf sich allein vertrauen. Darum steht am Anfang der Lehre über geistlichen Kampf die Ermahnung, dass jeder Christ sich stark machen lässt. Und zwar jeden Tag neu – als ein Lebensmuster. Wir brauchen geistliche Widerstandskraft.
2. Die Notwendigkeit, stark zu werden bzw. sich stärken zu lassen.
Matth 26,40f Im Garten Gethsemane betete Jesus intensiv und bezeugt dadurch seinen Wunsch nach Stärkung. Jesus hat dafür gekämpft, Gottes Willen tun zu können. D.h., Gottes konkreten Willen zu tun setzt manchmal Stärkung voraus, die wir nur von Gott durch Gebet empfangen. Mehrfach lesen wir in der Bibel von der Notwendigkeit, stark zu werden, bzw. sich stärken zu lassen:
Offensichtlich brauchen Christen Stärkung. Wir sind schwach. Stark sein bedeutet abhängig sein von Jesus. Wir haben keine geistliche Stärke in uns. Warum ist es wichtig, stark bzw. gestärkt zu werden? Weil unser Vertrauen angefochten wird; wir im treuen Dienst müde und entmutigt werden; wir Kraft brauchen, um zusammen zu halten; wir zuversichtlich werden sollen; wir demütig werden sollen. Stärkung erfahren wir... wenn wir es bewusst wollen (1), durch Gottes Geist am inwendigen Menschen (2), durch Jesus Christus (3), unverdient und aus der Gnade des Herrn (4), durch biblische Lehre und Seelsorge (5), durch andere Christen, die uns ermutigen und ermahnen (7), durch den treuen Herrn (8), durch den Gott aller Gnade (9).
Auch das Beispiel Abrahams zeigt uns die persönliche Verantwortung jedes Gläubigen, am Vertrauen zu Gott und seinem Wort festzuhalten. Er wurde stark im Glauben, obwohl er nur das Wort Gottes, Gottes Verheißung hatte. Anstatt aufgrund seines menschlichen Verstandes zu zweifeln, wurde er gewiss und fest in seinem Vertrauen: Denn er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre und wusste aufs allergewisseste: was Gott verheißt, das kann er auch tun. Röm 4,20f Abraham wurde stark, indem er nicht auf seine eigene (Un)Fähigkeit schaute, sondern auf Gottes Vermögen, Kraft und Treue.
3. Die Notwendigkeit der Vorbereitung für geistliche Kämpfe.
Nur ein Soldat, der mit seinen Waffen und seiner Ausrüstung vertraut ist, ist stark.
In Eph 6,10 (2.Tim 2,1) steht die Mahnung, stark zu werden, als Vorbedingung und Ausrüstung für den geistlichen Kampf und für Siege. Nur wenn wir uns stärken lassen, werden wir bestehen können im geistlichen Kampf. Nur wenn wir uns vom Herrn stärken lassen, werden wir gegen den Bösen und gegen Versuchungen widerstehen können. Jesus will uns stärken, helfen und uns Kraft geben für die Herausforderungen, die gerade anstehen. Gott bietet uns Hilfe an! Lasst sie uns nutzen! In diesen Worten von der Stärke des Herrn und der ganzen Waffenrüstung Gottes liegt auch eine Absage an uns: versuch nicht, stark in dir selbst zu sein, vertrau nicht auf deine Stärke.
Als nächstes fordert Paulus uns auf: Zieht die Rüstung Gottes an, damit ihr den listigen Anschlägen des Teufels widerstehen könnt. Eph 6,11 Indem wir die ganze Waffenrüstung Gottes anlegen, und sie gebrauchen begeben wir uns in die Gegenwart der Kraft Gottes. Ebenso, wie der römische Soldat seinen Schild, seinen Helm und sein Schwert als Bestandteile seines Körpers betrachtete, und nicht als selbstgewählte Modeartikel, so selbstverständlich müssen wir die Waffenrüstung Gottes anlegen, wenn wir in den Kampf ziehen, damit wir in seiner Kraft wandeln. Die Stärke des Soldaten liegt in seinen Waffen und seiner Fähigkeit, mit diesen Waffen so umzugehen, dass er seinen Posten hält. Darum wiederholt Paulus die wichtige Aufgabe noch einmal: Darum legt die Rüstung Gottes an, damit ihr am Tag des Unheils standhalten, alles vollbringen und den Kampf bestehen könnt. 6,12 (vgl. Spr 30,24-26)