Die ganze Welt hat zugeschaut als William und Kate sich am 29.4. in England das Ja-Wort gegeben haben. Eine Hochzeit ist eine wunderschöne und bedeutende Feier. Nun sind sie hoffentlich lange glücklich verheiratet. Wer von euch erinnert sich noch an sein Eheversprechen? - Mit Gottes Hilfe, will ich dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens, in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit. Bis das der Tod uns scheidet. - Oder: Ich werde Dir ohne Bedenken, alles, was ich habe, schenken. Ich werde ohne zu überlegen, meine Hand in Deine legen. Ich werde voll Vertrauen jede Sekunde auf Dich bauen. Ich werde immer alles sagen, ohne Geheimnisse mit mir zu tragen. Ich werde immer bei Dir sein, zusammen sind wir nicht allein.
Welche ein wunderbares und einzigartig schönes Geschenk ist die Zusage lebenslanger Treue und Liebe! Es gibt keine Trauung ohne "Ja-Wort" bzw. Trauversprechen! Wer als Ehepaar das Leben teilt, lebt vom Vertrauen auf die Zusage der Treue und Liebe des Partners. Hochzeit kann gefeiert werden, wenn du einen Menschen findest, dem du lebenslange Treue und Liebe versprechen willst und dir das Gleiche versprochen wird. Streng genommen sollte aber nicht die Hochzeit das größte Fest sein, sondern die Hochzeitsjubiläen: Silberne, Goldene, Diamantene (60 Jahre), Eiserne Hochzeit (65), Gnadenhochzeit (70), Kronjuwelenhochzeit (75).
Wir leben auch von den Worten anderer und den Zusagen, die uns gegeben werden. Das gilt nicht nur für Ehepaare. Das gilt auch für Christen, die sich auf Gottes Zusagen verlassen. Wenn wir heute als Gemeinde das 100-jährige Jubiläum der Gemeinde feiern, dann ist das vergleichbar mit einem Hochzeitsjubiläum. Wir schauen dankbar zurück auf gelebte Treue und erlebte Treue. Wir feiern heute die Treue und Liebe Gottes. Wir feiern seine Gnade. Wir feiern, dass wir als Gemeinde Gott 100 Jahre lang als treu, als gnädig und voller Liebe erlebt haben.
Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen,
aber meine Gnade soll nicht von dir weichen,
und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen,
spricht der HERR, dein Erbarmer.
Ich möchte anhand von Jesaja 54,10 drei Wahrheiten entfalten:
1. Gott schenkt Zukunft
Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen… Jes 54,10
Denn ich kenne ja die Gedanken, die ich über euch denke, spricht der HERR, Gedanken des Friedens und nicht zum Unheil, um euch Zukunft und Hoffnung zu gewähren. Jer 29,11
Durch sein Wort verspricht Gott seinem Volk eine Zukunft. In der damaligen Situation brauchten die Menschen diese Zusage einer Zukunft dringend. Hoffnung auf Zukunft war das, was sie am meisten brauchten.
Wie ein schwer Kranker sich danach sehnt, dass der Arzt sagt: „Es wird wieder. Sie werden wieder gesund.“ Vor ein paar Tagen sah ich einen großen LKW in eine schmale Einbahnstraße fahren. Ich dachte nur, hoffentlich muss er nicht wenden. Das kommt leider manchmal vor, dass sich Menschen mit ihrem Leben, ihrer Gesundheit oder beruflichen Situation in einer Sackgasse wähnen. Festgefahren.
Wie oft haben Menschen, die in unserer Gemeinde ihren Glauben gelebt haben, diesen Eindruck gehabt, festgefahren zu sein? Wie oft hatte die Gemeinde den Eindruck, es geht nicht weiter? 100 Jahre Gemeinde Nordenham sind 100 Jahre Vergangenheit. Und 100 Jahre Vergangenheit sind 100 Jahre erlebte und verdankte Zukunft.
2. Gott schenkt Geschichte
Wer Gottes Verheißungen hat, der hat Zukunft. Und wer Zukunft hat, der hat auch Geschichte. Das feiern wir heute, die Geschichte Gottes mit uns, geschenkte Geschichte. Wie haben sich damals am 30.4.1911 die Gemeindemitglieder wohl gefühlt? Ich vermute, dass sie sich wie ein frisch verheiratetes, glückliches Paar gefühlt haben – dankbar und gespannt auf das was Gott mit ihnen vorhat. Und wie fühlen wir uns heute, wenn wir an die vergangenen Jahre denken? Ein 100. Geburtstag macht demütig. Erfahrene Gnade macht auch demütig.
Gott schenkt Geschichte – das hat schon Mose dem Volk Israel vor Augen geführt: Er hat euch vierzig Jahre in der Wüste wandern lassen. Eure Kleider sind euch nicht zerrissen, auch deine Schuhe nicht an deinen Füßen; 5. Mo 29,4 Und Josua hat dem Volk Israel ins Stammbuch geschrieben: So hat der HERR Israel das ganze Land gegeben, das er geschworen hatte, ihren Vätern zu geben, und sie nahmen's ein und wohnten darin. Und der HERR gab ihnen Ruhe ringsumher, ganz wie er ihren Vätern geschworen hatte; und keiner ihrer Feinde widerstand ihnen, sondern alle ihre Feinde gab er in ihre Hände. Es war nichts dahingefallen von all dem guten Wort, das der HERR dem Hause Israel verkündigt hatte. Es war alles gekommen. Jos 21,43-45
Was aber ist Geschichte? Für mich als Christ ist Geschichte Gott verdankte Zeit, die wir auskaufen sollen und können. Geschichte ist mehr als Zeit, die verstrichen ist. Die Geschichte Israels gründete im Bund Gottes mit Abraham. Und die Geschichte der Gemeinde, unsere Geschichte, gründet im neuen Bund, dem Bund Gottes mit Jesus Christus.
So bedeutet der Satz, Gott schenkt Geschichte, nicht nur: Gott schenkt uns Zeit, Lebenszeit. Er bedeutet auch: Gott geht mit uns. Gott hilft uns, dass Lebenszeit sinnvoll gefüllte und erfüllte Zeit ist. Die Geschichte Israels ist eine Geschichte über erlebte Gnade. Ohne Gnade gibt es keine Geschichte. Dafür danken wir Gott heute!
3. Gott schenkt Gnade
Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.
Paulus hat es später mit eigenen Worten beschrieben: «Und doch bleibt er treu, auch wenn wir ihm untreu sind; denn er kann sich selbst nicht untreu werden.» 2. Tim 2,13 Damit weist der Text in Jes 54,10 über seine Zeit hinaus auf Jesus hin. Gott hat durch Jesus diesen neuen Bund der Gnade und des Friedens mit uns geschlossen. „Die Gnade Gottes ist der Dynamo des Himmels; Tag und Nacht vollbringt sie für uns und in uns Dinge, die wir niemals allein vollbringen könnten.“ Corrie ten Boom „Dass du Christ bist, ist Gnade; vergiss das nicht in deinem Christsein.“ Albrecht Goes „Wer von Gottes Gnade getragen wird, reist mit leichtem Gepäck.“ Thomas von Kempen
Je älter ich werde, desto mehr verstehe ich, dass Menschen wirklich von der Gnade Gottes leben, dass nichts Wesentliches verdient wird, sondern von Gott geschenkt wird – aus Liebe und Güte! 100 Jahre Gemeinde Nordenham ist zu erst und vor allem anderen ein großer Beweis der Gnade Gottes. Gottes Gnade hat Kraft. Das feiern wir heute. Wie treffend sind die Liedzeilen von J. Klepper, Ja, ich will euch tragen bis zum Alter hin. Und ihr sollt einst sagen, dass ich gnädig bin.
Wo Licht ist, da ist Schatten. Wo Feuer ist, da ist auch Asche. Und wo Gnade ist, da ist Gnade nötig. Wo Gnade ist, da ist Schwachheit, Krankheit, Schuld, Verzweiflung. Anders gesagt: Wo Gnade ist, da ist Mensch. Wo Gnade geschenkt wird, da ist ein Mensch, der Gnade braucht. Und wo Gnade ist, da ist erfülltes Leben. Wo Gnade erfahren wird, da wird sie als nötig erfahren. Vergeben können ist Gnade. Vergebung annehmen ist Gnade. Treu sein ist Gnade. Geduld haben ist Gnade. Gesund werden ist Gnade. „Wie kostbar, wenn ein Christ die Gnade der Unbedeutsamkeit hat und es tragen kann, der Zweite zu sein, und im Schatten der Größeren nicht bitter wird.“ Paul Deitenbeck
Sein Heil und Gnaden, die nehmen nicht Schaden, heilen im Herzen die tödlichen Schmerzen, halten uns zeitlich und ewig gesund. Paul Gerhardt