Der andere Wunschzettel
Sprüche 13,19 u.a. / 24.12.2010 – V. Janke

Wenn kommt, was man begehrt, tut es dem Herzen wohl...
Sprüche 13,19


Dieser Spruch aus der Bibel würde sich heute gut auf Weihnachtskarten machen und auf Geschenkpapier. Eine andere Bibelübersetzung hat hier: Ein erfüllter Wunsch tut dem Herzen wohl,... (Einh.Üs) Oder: Wenn dein Wunsch in Erfüllung geht, freust du dich... (GN) Was wäre Weihnachten ohne Wünsche, ohne Wunschzettel und ohne die Vorfreude auf Geschenke?! Was wäre Weihnachten ohne die Freude über erfüllte Wünsche?! Es wäre für manche Menschen ein bedeutungsloses Fest. Und für andere ein Fest, in dem die Geburt von Gottes Sohn wieder wieder mehr im Mittelpunkt steht. Ein Weihnachten mit Geschenken, erfüllten Wünschen und heiler Welt Stimmung hat etwas sehr attraktives, geradezu mächtiges. Können wir es uns überhaupt noch anders vorstellen?


Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinem Reichtum hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen. (Epikur von Samos,
griech. Philosoph)


Weihnachten bedeutet heute: Wünsche werden erfragt, erraten, vermutet, ernst genommen. Wunschzettel werden geschrieben, abgegeben, und abgearbeitet. Das macht auch Spaß. Und es sollen ja nicht irgendwelche Geschenke überreicht werden, sondern passende. Wir möchten die, die wir lieben, glücklich machen, glücklich sehen. Darum geht es heute zu Weihnachten. Es ist nicht immer einfach, Wünsche zu erfüllen. Und damit meine ich nicht nur materielle Wünsche. Weihnachten ist auch die Zeit hoher Erwartungen: viele Menschen sehnen sich nach Harmonie, Liebe, Frieden, heiler Welt. Und viele Menschen erleben leider auch schmerzhafte Enttäuschungen.


Ich habe mich beim Lesen der Weihnachtsgeschichte gefragt: welche Wünsche hatten die Beteiligten bei der Geburt von Jesus? Was stand auf ihrem Wunschzettel? Es ist ein anderer Wunschzettel. Ein Wunschzettel, der Wichtiges zur Sprache bringt. Maria und Josef, die Hirten, die Weisen aus dem Morgenland, Herodes, und Gott selbst hatten auch Wunschzettel. Wenn ich über ihre Wünsche nachdenke, sehe ich klarer, warum wir Weihnachten als Christen feiern.


1. Maria und Josef wollen
Gott vertrauen.


Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Lk 1,38


Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus. Matth 1,24f


„Ich will Gott vertrauen.“
So stand es auf dem Wunschzettel von Maria und Josef. Sie sagten Ja zum Willen Gottes, sie zu gebrauchen. Die Schwangerschaft durchkreuzte ihre Pläne. Das Kind war nicht von ihnen geplant. Doch sie akzeptierten, dass Gott mit ihnen andere Pläne hatte. Mich erstaunt, wie wenig sie mit Gott haderten, wie scheinbar selbstverständlich sie eigene Pläne zurückstellen. Sehr schnell finden sie sich hinein in ihre neue Aufgabe.





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„Ich will Gott vertrauen.“
Ich schreibe diesen Wunsch auch auf meinen Wunschzettel. Es ist ein guter Wunsch. Wir sind nicht Herr unseres Lebens. Sicher haben wir große Freiheiten und Möglichkeiten, unser Leben zu gestalten. Und doch werden wir immer wieder neu vor Situationen gestellt, die uns herausfordern, Gott zu vertrauen. Das gelingt nicht immer. Es bleibt darum ein Wunsch, der an Gott gerichtet wird: Hilf mir, dir zu vertrauen.


Die Geburt von Gottes Sohn erinnert uns: Gott ist der Herr, der sagt: Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern soviel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. Jes 55,8f


2. Die Hirten wollen
Jesus sehen.


Und es geschah, als die Engel von ihnen hinweg in den Himmel auffuhren, dass die Hirten zueinander sagten: Lasst uns doch hingehen nach Bethlehem und diese Sache sehen, die geschehen ist und die der Herr uns kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden Maria und Josef, und das Kind in der Krippe liegend. Lk 2,15f


„Wir wollen Jesus sehen.“
Sie ließen alles stehen und liegen. Mit eigenen Augen wollten sie es sehen. Und eilig hatten sie es. Lasst uns doch hingehen... Das war ihr Wunsch, Jesus mit eigenen Augen zu sehen. Dieser Wunsch setzte sie in Bewegung, machte ihnen Beine, erfüllte ihre Gedanken und ihr Herz. Niemand hatte ihnen gesagt: Geht hin. Der Engel ging davon aus, dass sie gehen, dass sie das Kind sehen wollen: Und dies sei euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. Lk 2,12 So reihten sie sich ein in die kleine Schar der Zeugen, die das Kind Jesus sahen. Und so wurden sie zum Vorbild für alle, die Gott beim Wort nehmen.


„Ich will Jesus sehen.“ Das schreibe ich auf meinen Wunschzettel. Damit meine ich nicht nur, dass ich Sein Wiederkommen in Macht und Herrlichkeit selbst erlebe. Mit dem Wunsch „Ich will Jesus sehen“ verbinde ich: Was Gott verheißt, das erfüllt er auch. Sein Wort ist nicht leer. Sein Wort ist verlässlich und erfahrbar. Paulus hatte es so gesagt: Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen Eph 3,20f Wer Jesus sehen will, glaubt das: Gott kann überschwänglich tun... Wer Jesus sehen will, glaubt: Sein Wort ist ein Licht auf meinem Weg und eine Leuchte zu meinen Füßen. Ps 119 Wer Jesus sehen will lässt alle anderen Lebensziele stehen und liegen.


Dietrich Bonhoeffer sagte, Es gibt ein erfülltes Leben trotz vieler unerfüllter Wünsche. Ich möchte es so sagen: Es gibt erfülltes Leben, weil Jesus Christus in unsere Welt gekommen ist. Gestern schrieb mir Dagmar Rauch, eine Bekannte, in einem längeren Brief einen bemerkenswerten Satz:


Wir müssen es feiern, dass Jesus den Himmel verlassen hat und in unsere kaputte, dunkle Welt kam!
(D. Rauch)


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