Der Student vom Mars, der in seiner Fliegenden Untertasse gefährlich niedrig über Europa dahinflog, kritzelte schnell mit seinem Schreibarm. Er hatte sich einen idealen Morgen ausgesucht, um Notizen zu machen - einen schönen Sonntag im Sommer, an dem alle Eingeborenen aus ihren Häusern kamen und wie aus Gottgefälligkeit in die ganze Umgebung ausschwärmten, so dass er sie leicht beobachten konnte. Aber er war entsetzlich in Eile. Nur noch eine Woche, dann musste seine Examensarbeit fertig sein, und ohne sie hatte er - im Gegensatz zu den Erdbewohnern – keine Chance, seinen Kurs in vergleichender Völkerkunde zu bestehen. Aber wie sich herausstellte, hätte er sich trotzdem nicht zu sorgen brauchen. Der Bericht, den er schrieb, war glänzend und ließ sich in Bezug auf Genauigkeit und Einfühlungsvermögen ausgezeichnet mit den besten Arbeiten der Völkerkundler auf der Erde vergleichen. In verschiedenen Mars-Universitäten lasen die Professoren seinen Bericht laut vor - als glänzendes Beispiel dafür, was moderne wissenschaftliche Methoden alles zustande bringen können.
"Wie auch viele andere primitive Lebewesen", hieß es in dem Bericht, "sind die Geschöpfe des 3. Planeten Sonnenanbeter. Jeder 7. Tag ist für die Verehrung ihrer Gottheit reserviert, wenn es das Wetter zulässt. Ihre Rituale sind sehr verschiedenartig, und zu jedem gehört offensichtlich eine besondere Kleidung. Alle Rituale werden unter freiem Himmel durchgeführt, und die meisten scheinen die Versammlung von riesigen Volksmassen zu erfordern. Einige Geschöpfe versammeln sich in weiten Arenen, um zu beobachten, wie seltsam gekleidete Priester komplizierte Zeremonien vollziehen. Sie stossen eine Kugel zwischen zwei weißen Holzgerüsten hin und her. (Die Bedeutung der Kugel als Sonnensymbol ist natürlich jedem Marsmenschen bekannt.) Andere – ohne Zweifel die Mystiker und Einsiedler ihrer Religion - beschäftigen sich einzeln oder in Gruppen von zwei oder vier mit der Kugel mit langen Schlägern und wandern in grünen Feldern umher. (Die Beobachtung des Golfspiels dürfte wohl aus England stammen.) Andere ziehen sich in ihrer Verzückung fast nackt aus und gehen in großen Scharen zum Wasser und vollziehen dort ihre Riten, indem sie sich mit wilden Schreien in die Wellen werfen. (Dieser Brauch beruht zweifellos auf der Lehre, die auch unter den halbgebildeten Krustentieren der Venus gefunden wurde, dass die Sonne ein Seegott ist, der jeden Morgen neu vom Ozean geboren wird; der Gebrauch von großen, bunten Kugeln bei diesen Seeritualen bestätigt dies.) Nach dem zeremoniellen Eintauchen in das Wasser konnten die Sonnenanbeter beobachtet werden, wie sie sich mit heiligen Ölen einsalben und sich dann mit geschlossenen Augen in voller Länge ausstrecken, um sich ganz und gar der stillen Vereinigung mit der Gottheit widmen.
Leider konnte festgestellt werden, dass es auch Menschenopfer gibt. Das Tötungsinstrument ist ein vierrädriger Metallwagen, der auf verschiedene Weise Anwendung findet. Oft wird ein bestimmtes Opfer niedergefahren und zerquetscht. Häufiger ist das Opfer ein Freiwilliger; die Anbeter steigen in die Wagen ein, und entweder bringen sie sich selbst durch rasende Fahrt bis zu einer Ekstase, in der sie gegen andere Metallwagen oder stehende Objekte prallen und in Stücke zerfetzt werden - oder sie versammeln sich in den Wagen in so großen Mengen, dass sie sich nicht mehr bewegen können, und erlauben den Sonnenstrahlen über das heiße Metall zu streichen und sie langsam zu Tode zu kochen.
Es gibt jedoch eine kleine Gruppe von Widerspenstigen oder Ketzern, die die Sonne nicht anbeten. Sie können von den anderen durch die Gewohnheit, sich unauffälliger und korrekter als die Sonnenanbeter zu kleiden, leicht unterschieden werden. Auch sie sammeln sich in Gruppen, aber nur, um sich vor der Sonne in bestimmten Gebäuden zu verstecken, die einem bestimmten Zweck dienen und gewöhnlich mit bunten Glasfenstern versehen sind, um das Sonnenlicht abzuhalten. Es ist nicht klar, ob diese Geschöpfe einfach Ungläubige sind, öder ob sie vom Sonnenkult wegen irgendwelcher Vergehen ausgestoßen wurden - wir waren nämlich nicht in der Lage herauszufinden, was in diesen Gebäuden vor sich geht. Vielleicht sind es Orte der Bestrafung. Aber es ist bemerkenswert, dass die Gesichter und Bewegungen dieser Gruppe nichts von jener fast orgienhaften, religiösen Wildheit zeigen, mit der die Sonnenanbeter ihre Andachten vollziehen. In der Tat sehen sie gewöhnlich ausgeruht u. sogar gelassen aus, was darauf hinweist, dass sie frei sind von Gedanken und Erregung."
Die Beobachtung eines Dritten kann aufschlussreich sein. Und wenn nach dem warum gefragt wird, kommt man vielleicht ins Nachdenken: Warum lebe ich so wie ich lebe? Warum verhalte ich mich so und nicht anders? Der Bericht des Marsmenschen ist aufschlussreich: Menschen gehen sonntags zum Gottesdienst. Einige gehen regelmäßig. Und wenn wir genauer hinschauen, dann ist das nicht die einzige Verhaltensweise worin Christen sich von Nichtchristen unterscheiden. Und das Entscheidende hier ist nicht so sehr das äußere Verhalten, sondern die inwendige Veränderung: Gott aber sei gedankt, dass ihr Knechte der Sünde gewesen seid, aber nun von Herzen gehorsam geworden der Gestalt der Lehre, der ihr ergeben seid. Röm 6,17
Es wäre wundervoll, wenn das für alle Christen zuträfe. Doch die Bibel und unsere Erfahrung zeigen: Gehorsam kommt nicht immer von Herzen. Es ist möglich Gott zu gehorchen und gleichzeitig im Herzen fern von ihm zu sein. In Jesaja spricht Gott diese Verirrung des Herzens an: Weil dies Volk mir naht mit seinem Munde und mit seinen Lippen mich ehrt, aber ihr Herz fern von mir ist und sie mich fürchten nur nach Menschengeboten, die man sie lehrt, darum will ich auch hinfort mit diesem Volk wunderlich umgehen... Jes 29,13f (Matth15,9). Gott ist am freiwilligen Gehorsam interessiert. Der heilige Geist wirkt in Gläubigen den Wunsch Gott zu gehorchen, nicht weil dann etwas Gutes für uns dabei herausspringt, sondern weil Gott im Gehorsam verherrlicht wird. Der Geist Gottes wirkt in mir den Wunsch, Gottes Willen zu tun. Das ist eine großartige Wahrheit, weil ich weiß, dass es kein Krampf ist, Gottes Willen zu erkennen. Gott hat mir seinen Geist gegeben, um mir zu helfen das zu tun, was gut ist. Der Gehorsam zu Gott ist die Freiheit mit meinem Willen verantwortlich umzugehen.
Der heilige Geist wirkt den Wunsch u. die Fähigkeit Gott zu gehorchen
Also meine Lieben, - wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid. Was für eine Aussage! - allezeit gehorsam. Was hat die Christen in Philippi dazu bewegt? In Gal 5,6 lesen wir: Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist. Der Glaube an Gott ist durch die Liebe tätig, wirksam.
Der Wunsch, Gott allezeit zu gehorchen, ist ein Beweis der Liebe zu Jesus. In seiner Abschiedsrede sagt Jesus, Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten...Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist es, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren... Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe. Joh 14,15.21; 15,10 Gehorsam geschieht aus Liebe zu Gott. Jesus selbst ist da unser Vorbild. In Phil 2,8 finden wir das Vorbild unseres Gehorsams. Jesus erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode. Dieser Text beschreibt das 'Was', es ist eine Beobachtung dessen, was Jesus tat. Aber hier wird uns nicht gesagt warum Jesus Mensch wurde, warum er sich erniedrigt und gehorsam wurde bis zum Tod. Die Antwort gibt uns Jesus selbst in Joh 14,31 aber die Welt soll erkennen, dass ich den Vater liebe und tue. wie mir der Vater geboten hat. Im Gehorsam zum Vater zeigt sich die Liebe zum Vater. So können wir bei all den Beobachtungen in Phil 2,6ff hinzufügen 'weil er den Vater liebte'. Aus der von Gott geschenkten Liebe zum Herrn ist es uns möglich, Gott von Herzen gehorsam zu sein. Woran erkennt man aber, dass der Gehorsam von Herzen kommt, aus Liebe zu Jesus? Dieser Text gibt uns wichtige Hinweise.
Wer aus Liebe zu Jesus Gott gehorsam ist, der braucht keine Kontrolle von Dritten, keine Überwachung. Er ist kein Augendiener (Eph 6,5f). nicht allein in meiner Gegenwart, sondern jetzt noch viel mehr in meiner Abwesenheit. Wenn ein Christ nicht die Gemeinschaft mit anderen Christen sucht, wenn er Angst hat jemand könnte ihm Vorwürfe machen, dass er nicht kommt, dann lebt er nicht aus Liebe zu Jesus. Wer Jesus liebt, braucht nichts zu verbergen. Das Fürstentum Monaco ist vielen bekannt als Wohnsitz vieler Reicher und Prominenter. Dieser zweitkleinste Staat der Welt hat so gut wie keine Kriminalität. Das liegt nicht daran, dass dort alle Leute aufrichtig und ehrlich sind, sondern an der ausgeklügelten und hochtechnisierten Überwachung der Stadt. Alles wird mit ferngesteuerten Kameras überwacht. Allein in den Parkhäusern Monacos sind über 700 Kameras installiert. Dazu gibt es intelligente Mikrofone, die bei verdächtigen Geräuschen von selbst einen Alarm auslösen. Auch in den Kasinos sind über den Spieltischen Kameras eingebaut. Ja, sogar in den Fahrstühlen befinden sich Kameras. Und Infrarotkameras ermöglichen dem Wachdienst auch in der Dunkelheit scharf zu sehen was vor sich geht. Auf allen öffentlichen Wegen und Plätzen gilt es: Du wirst beobachtet. Und diese absolute Überwachung sorgt dafür, dass Leute sicher sind und Kriminalität fast nicht bekannt ist. Das ist aber auch ein trauriges Zugeständnis an die Unfähigkeit vieler Menschen anständig und aufrichtig zu sein. Doch wo Gottes Geist in Menschen wirkt, da braucht es keine Kameras, keine Kontrolle von Dritten. Christen gehorchen, weil sie Liebe zu Jesus damit ausdrücken.