So mache dich nun auf und komm heraus und rede mit deinen Knechten freundlich. (V.8)
So fordert Joab den König David auf. Wie gut, dass David einen Menschen hatte, der genug Liebe und Mut hatte, ihm zu sagen: komm heraus! Und weil David sich „herausfordern‟ ließ, heraus zu kommen, hatte er eine Zukunft als König Israels. Das „Herauskommen‟ ist manchmal nämlich nicht einfach
Exit heißt Ausgang. Exit heißt auch das Projekt, das Menschen Hilfe anbietet, die aussteigen wollen aus der rechtsextremen Szene. Diese Szene gibt niemanden einfach frei. Sie übt Druck auf die Mitglieder der Szene aus, und auf deren Familienangehörige, droht mit Gewalt und greift zu Verunglimpfungen. Auch Gewaltakte und Terroranschläge sind zu befürchten, wenn ein Mitglied versucht auszusteigen. Wer erkennt, dass das Weltbild und das Engagement für rechtsextreme und rassistische Gruppen ein falscher Weg ist, benötigt Hilfe von außen. EXIT will und kann helfen, heraus zu kommen.
Autismus ist eine Krankheit, die erkennbar ist durch starke Selbstbezogenheit und Störungen im zwischenmenschlichen Verhalten und in der Kommunikation. Autismus betrifft 2-4 von 10.000 Kindern. Autisten haben es sehr schwer, Beziehungen zu anderen aufzubauen. Es ist schwer, zu ihnen durchzudringen, dabei sind sie z.T. sehr intelligent.
Komm heraus aus deiner „Welt‟ möchte man solchen Leuten zurufen. Doch auch ganz gesunde Menschen haben manchmal den Hang dazu, sich in ihre eigene Welt zurückzuziehen. "My home is my castle – mein Heim ist meine Burg!‟ lautet eine englische Lebenseinstellung, die auch uns nicht fremd ist. Es ist schön, sich zurückziehen zu können. Gehörlose können ihr Hörgerät ausschalten. Dann ist es sehr schwer, sie zu erreichen. Der heilige Geist ist wie EXIT, wie ein Medikament für Autisten, wie ein Hörgerät
So mache dich nun auf und komm heraus... Für David war das Herauskommen nicht nur eine körperliche Aufgabe, sondern vor allem eine seelische. Was meint Joab denn mit seiner Aufforderung „komm heraus?‟ Er meint: Komm heraus aus deiner ichbezogenen Sichtweise; komm heraus aus deiner engen, kleinen Welt; ... aus deiner begrenzten Wahrnehmung; ... aus deiner selbstbezogenen Haltung der Trauer; komm heraus aus deiner Blindheit für das Ergehen all derer, die für dich gekämpft haben.
Über den heiligen Geist hat Jesus gesagt
Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.
Joh 16,13
Der heilige Geist will dir helfen, heraus zu kommen aus einem Leben ohne Gott, ohne echte Hoffnung, ohne wahren Frieden, ohne Mut. Er will dich in die Weite und zur Reife führen. Der heilige Geist öffnet Türen, Herzen und Augen:
Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht;
Joh 16,8
Der heilige Geist kann uns helfen, herauszukommen
David war aus lauter Traurigkeit und Betroffenheit blind für die Folgen seines Verhaltens.
Er hatte sein Gesicht verhüllt... – konnte und wollte nicht sehen. David war sich seiner Wirkung auf andere nicht bewusst. Gefühle können blind machen: Traurigkeit kann blind machen; auch Hass oder Verliebtheit.
Es ist nur verständlich, dass bestimmte Personen uns wichtiger sind als andere. Doch stell dir einmal vor, David wäre Pilot und ihr würdet in seinem Flugzeug sitzen. Ja, auch ein erfahrener und gesegneter König macht Fehler, verhält sich falsch. Ja, auch ein erfahrener und gesegneter Pastor, Gemeindeleiter, Gruppenleiter machen Fehler, senden negative Signale. Und je größer die Verantwortung, desto schwerwiegender sind die Folgen. David beschämte alle seine Mitarbeiter. Er wollte das zwar nicht. Doch so war seine Wirkung.
Welche Signale bekommen neue Mitglieder oder Mitarbeiter in unserer Gemeinde? Frustrierende oder ermutigende? Erleben sie, dass sie ernst genommen werden mit ihrer Meinung, ihrer Kritik, ihren Ideen? Oder bekommen sie das Signal: du störst / du gehörst nicht wirklich dazu?
Habt ihr gewusst, dass Gehörlose oft Doppelsignale erhalten!? Das, was sie von den Lippen lesen stimmt nicht überein mit dem, was die Gestik und Mimik sagen. Das verunsichert.
Bist du dir bewusst, wie du mit deiner Art auf andere wirkst? Oder möchtest du das lieber nicht wissen?
Du hast eine Wirkung. Und manches nimmst du nicht wahr. Manches ist vielleicht ernüchternd, demütigend, erschreckend. Willst du wissen, wie du auf andere wirkst, dann brauchst du einen Joab
Da erbebte der König und ging hinauf in das Obergemach des Tores und weinte, und im Gehen rief er: Mein Sohn Absalom! Mein Sohn, mein Sohn Absalom! Wollte Gott, ich wäre für dich gestorben! O Absalom, mein Sohn, mein Sohn!
V.1
Davids Sohn Absalom hatte mit angeheuerten Soldaten gegen seinen Vater Krieg geführt. In diesem Krieg war Absalom gefallen. Als David die Botschaft vom Tod seines Sohnes gebracht wird, weint er um seinen Sohn wie nur ein Vater um sein eigenes Kind weinen kann:
Mein.... mein... mein ...ich ... mein ... mein.
19,1+5
Ist das denn egoistisch?
Ja und Nein
Nein, es ist nicht egoistisch, weil es ein ganz natürliches und verständliches Bedürfnis ist, um ein verstorbenes Kind zu trauern. Unsere Reaktionen in Krisen oder Konflikten sind meist natürlich und verständlich. Wir meinen, dass wir mit Recht so reagieren. Ja, gleichzeitig ist die Reaktion von David auch egoistisch. Denn David hatte immer noch eine größere Verantwortung. Königspflicht geht vor Sohnesliebe! Die Zurechtweisung von Joab stellt David in diese Spannung. Ganz schön mutig, oder?! Und ganz schön nötig! Unsere Reaktionen in Krisen und Konflikten sind z.T. auch egoistisch, manchmal auch unchristlich und unbesonnen
Komm heraus! Sieh nicht nur dich selbst! Schau nicht nur auf deinen Verlust! Denk weiter! Denk größer. Komm heraus und überlege dir, was auch den anderen dient.
Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient.
Phil 2,3-4
An die Brüder, die in die leitende Verantwortung einer Gemeinde berufen sind, richtet der Apostel Paulus das Wort:
So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes
Apg 20,28.
Geschwister, die um ihre Verantwortung für andere wissen, müssen sich immer wieder an diesem Wort orientieren. Wenn wir Geschwister in den Gemeinderat wählen, dann brauchen sie besonders unsere Fürbitte. In den Gemeinderat gehören keine Interessenvertreter, keine Lobbyisten, sondern Menschen mit Rückgrat, die danach fragen, was der Gesamtgemeinde dient
Hast du einen Joab? Hast du einen, der dich warnt und dir spiegelt, wo du einseitig, egoistisch, unbesonnen bist? Hast du jemanden, der dir etwas sagen kann – auch Unbequemes?
Der heilige Geist ist wie Joab – und er gebraucht Menschen wie Joab. Darum: Wehe, wenn Leiter allein sind, wenn Leiter sich nicht kritisieren lassen! Wehe, wenn Leiter jede Kritik persönlich nehmen oder vorschnell abwiegeln! „Wer kritisiert hat immer Recht.‟ Das glaube ich, denn hinter jeder Kritik steht ein ernst zu nehmender Beweggrund.
Da stand der König auf und setzte sich ins Tor. Und man sagte es allem Kriegsvolk: Siehe, der König sitzt im Tor. Da kam alles Volk vor den König.
2.Sam 19,9
David hörte auf Joab! Er kam heraus und nahm seine Verantwortung als König wahr. Dazu brauchte David sicherlich ein großes Stück Überwindung. Ich habe vor David großen Respekt. Er stellte sich seiner Aufgabe
Komm heraus! Diese Gemeinde hat Zukunft mit der Bereitschaft, auf den heiligen Geist zu hören, der Bereitschaft auf Gottes Wort zu hören und auf einander zu hören! Darum beten wir: Komm, heiliger Geist, hilf uns heraus! Hilf mir heraus in die Weite, in die Reife, in die Liebe zum Wort Gottes und zu unserem Vater im Himmel