Während meines Studiums in Dallas hörte ich eine Geschichte, die mich beschämt hat. Vielleicht auch, weil sie so typisch zu sein scheint. Ein Student vom renommierten Theologischen Seminar in Dallas lebte in einer Wohngemeinschaft mit einem teilweise behinderten Mann. Dieser Mann konnte sich morgens nicht alleine anziehen. Und als er seinen Mitbewohner, den Theologiestudenten, fragte, ob er ihm morgens behilflich sein könnte, sagte dieser ihm:
Das ist nicht möglich, weil ich dann nicht ausgiebig meine stille Zeit machen kann.
So mußte eine Krankenschwester kommen, um ihm morgens zu helfen. Das war diesem behinderten Mann peinlich, doch eine andere Möglichkeit sah er nicht.
Diese Begebenheit mag uns schockierend erscheinen, ähnlich wie das, was wir in Jak 2,14f lesen. Und doch sollten wir uns fragen, ob wir in nicht ähnlich handeln. Die Gemeinde Jesu ist viel zu oft nur Lehrsaal. Sie sollte auch Lehrwerkstatt sein. Sie sollte Trainingscamp sein. Christen sind für gute Werke berufen. Ohne Werke ist der Glaube an Gott nutzlos, tot, unfruchtbar, wertlos - ein Selbstbetrug. Es geht um unsere Glaubwürdigkeit! Hat unser Leben noch Salzkraft und Leuchtkraft?
These:
Zeige mir deinen Glauben durch deine Werke.
Gott stellt uns heute drei Fragen:
Welchen Nutzen hat dein Glaube? An erster Stelle fragt Gott uns nach dem praktischen Nutzen unseres Glaubens. Danach mußt du dich fragen lassen: Wem ist durch deinen Glauben geholfen? Glaubst du nur, um gerettet zu werden? Kann etwa der Glaube (ohne Werke) ihn retten? V.14 Glaubst du letztlich nur um deiner selbst willen? Es gibt Christen, für die ihr Glaube nicht viel mehr ist als eine Lebensversicherung. Für diese Christen wird es einmal ein böses Erwachen geben. Matth 7,21-23
Während meiner Zeit in den USA war ich Mitglied in verschiedenen Kirchengemeinden. Besonders beeindruckt hat mich die Oak Cliff Bible Fellowship. Das ist eine afro-amerikanische Bibelgemeinde. Bevor jemand dort als getauftes Mitglied aufgenommen wird, musste man einen Gemeindegrundkurs besuchen. Und nach diesen 10 Abenden muss man sich für die Mitarbeit in einem Bereich der Gemeinde entscheiden. Jedes neue Mitglied wird dann in einem Gottesdienst der Gemeinde vorgestellt mit Namen und Dienstbereich. Wie würde unser Land aussehen, wenn jedes Kirchenmitglied auch aktiv in der Gemeinde mitarbeitet?! Aber sollte das nicht selbstverständlich sein?
Dieser Abschnitt ist der Höhepunkt des Jakobusbriefes. Hier wird uns ein einziges, durchgehendes Argument entfaltet. In diesen Versen schlägt das Herz von Jakobus. Hier sehen wir seine Sehnsucht nach einem reinen und unbefleckten Gottesdienst (1,27). Hier konzentriert sich auch seine größte Sorge. Jakobus ist tief beunruhigt über einen Glauben, der niemandem wirklich hilft. Das ist in der Tat ein trauriges Phänomen: Glauben ohne Werke, ohne Früchte, ohne Konsequenzen im Alltagsleben. Die Hauptaussage von Jakobus ist nicht, dass Werke zum Glauben hinzugefügt werden sollen, sondern dass echter Glaube immer Werke vorzeigen kann. Echter Glaube und Werke gehen immer Hand in Hand!
Gleichzeitig geht es Jakobus nicht nur um einen unechten, toten Scheinglauben. In diesen Versen legt Gott seinen Finger auch auf den halbherzigen, passiven, gleichgültigen, lahmen Glauben, der mehr gute Absichten als Taten vorweisen kann. Martin Luther hat einmal gesagt:
'Es ist unmöglich, dass der Glaube sei ohne unablässige, viele und große Werke.'
Als es in Deutschland noch viel mehr Landwirtschaft gab, da entstand die Redewendung:
Wird der Bauer fromm, dann merkt das auch das Vieh im Stall.
Diese Redewendung geht nicht nur zurück auf Spr 12,10 Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs, sondern auch auf die Erfahrung, dass der Glaube an Jesus Christus Menschen verändert. Wer merkt es, dass ich ein Christ geworden bin? Wenn du wirklich ein wiedergeborener Mensch bist, dann bist du auch ein einzigartiges Werkzeug in Gottes Hand. Siehst du dich als Werkzeug, das Gott im Leben anderer gebrauchen möchte? Siehst du Bedürfnisse in der Gemeinde mit den Augen und dem Herzen Jesu? Gott will Menschen helfen - durch dich. Gott will Not lindern - durch dich. Gott will Menschen Liebe erweisen - durch dich. Vgl. Matth 5,16
Es wird aber jemand sagen...
'Des einen ist eben mehr der Glaube, des anderen mehr die Tat.' (GN) Es ist gefährlich, alles mit einem Pluralismus in der Gemeinde zu begründen. Zum Glauben gehören Früchte. Und zu Früchten gehört, dass sie zu sehen sind. Ohne Beweise können und dürfen wir anderen ihren Glauben nicht glauben! Wie oft hinkt die persönliche Urteilsfähigkeit?! Spr 18,17
Zeige mir deinen Glauben...
Dein Glaube muß auch geprüft werden dürfen. Und dein Glaube muß sich in der Prüfung durch andere bewähren. Ein Pastor berichtet: 'Wir sind im Abendgottesdienst der Baptistengemeinde. Der Saal ist voll. Heute werden die Taufbewerber der Gemeinde vorgestellt. Auch ein junger Mann, etwa 20 Jahre alt. Ein Bruder fragt ihn, wie er zu Christus gefunden habe. Stockend erzählt er:
„Mit mir stand es nicht gut. Ich hatte große Probleme mit dem Alkohol, arbeitete nicht mehr. Ich war in einer Clique. Wir wurden auch kriminell. Mich widerte mein Leben an. Ich sah auch keinen Sinn mehr. Dachte sogar daran, Schluß zu machen. Da lud mich ein Bekannter in den Gottesdienst ein. Ich ging widerstrebend mit, war halb angetrunken. Nüchtern wäre ich nicht mitgegangen. Ich bekam auch fast nichts mit. Aber am nächsten Tag fand ich in meiner Jackentasche ein Johannesevangelium. Das hatte mir wohl einer nach dem Gottesdienst zugesteckt. Ich las darin. Und so bin ich dem Herrn begegnet.‟
Die ganze Gemeinde hörte mit Spannung zu. Einige Frauen schluchzten während des Berichts. Dann stellte der Gemeindeleiter einige Fragen an den jungen Mann. Es war eine kleine Prüfung über das, was er im Taufunterricht gelernt hatte. Er antwortete deutlich und freudig. Ein freies Gebet, von ihm gesprochen und dann wurde er hinausgeschickt. „Wer hat ein Zeugnis über ihn?‟ fragte der Gemeindeleiter. Ein junger Mann stand auf: „Ich kenne Mischa schon lange,‟ begann er. „Ich habe mit angesehen, wie es mit ihm bergab ging. Doch seit einem Jahr ist er völlig verwandelt. Er trinkt nicht mehr, arbeitet wieder und bezeugt auch seinen Glauben bei seinen alten Freunden.‟ Eine ältere Frau stand auf: „Wir wohnen in der Nachbarschaft. Früher hatten wir Angst vor Mischa, wenn er betrunken war, wurde er oft gewalttätig. Doch er ist ganz verwandelt, freundlich und hilfsbereit. Er lebt, was er glaubt!‟ Einer der Gemeindeältesten berichtet: „Ich war zu Besuch bei der Familie. Sie alle stellen Mischa das beste Zeugnis aus.‟ Krimmer, Erlebnisse mit Gott, S.48f Lebst du, was du glaubst? Wann hast du dir diese Frage das letzte Mal gestellt? Gibt es glaubhafte Beweise dafür, dass du dich nicht selbst betrügst? Heilsgewißheit gründet letztlich allein im Gehorsam gegenüber Gott und in der Mitarbeit für Gott: Phil 1,3-6.
Abraham und Rahab brachten aufgrund ihres Glaubens Opfer. Sie riskierten etwas. Sie wagten etwas, weil sie Gott ernst nahmen. Echter Glaube ist nicht wie ein Büfett, wo sich jeder nimmt, was ihm schmeckt. Wenn du deinen Glauben an Gott ernst nimmst, dann fragst du nicht mehr danach, ob dir Gottes Wille schmeckt. Wenn wir Gottes Wort ernst nehmen, dann müssen wir uns fragen: Gibt es überhaupt einen Glauben ohne Opfer und Wagnis? Ist das Glaube, wenn es uns nie etwas kostet?
Abraham verließ aufgrund seines Glaubens nicht nur seine Heimat. Er opferte seinen eigenen Sohn aufgrund seines Glaubens. Für Abraham war sein Sohn Isaak schon geopfert, als er losging. Jakobus sagt: 'Wenn es heißt, dass Abraham Gott glaubte, dann ist das doch für uns nur nachvollziehbar, weil wir die Werke Abrahams kennen.' Joh 8,39 Für Jesus Christus waren die fehlenden Werke ein klares Zeichen, dass diese Juden nicht im Glauben Abrahams standen.
Glaube erschöpft sich nie allein in guten Worten und Gedanken. An Abraham und Sarah wird deutlich: Werke des Glaubens bezeugen Liebe zu Gott, die sich im Opfer zeigt. Und Werke des Glaubens bezeugen Liebe zum Nächsten, die auch unter Einsatz des eigenen Lebens dem Nächsten helfen will. Werke des Glaubens umfassen also allen praktischen Gehorsam gegenüber Gott und seinem Wort aus Dankbarkeit und dem Wunsch, Gott zu ehren.
Bringt dein Glaube Opfer? Alles, was wir tun im Namen Jesu muß in seiner Gnade gründen. Darum sollen Werke des Glaubens nicht abhängig sein vom Dank und von der Wertschätzung anderer. Werke des Glaubens kommen aus einem veränderten und demütigen Herzen. Wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren. Lk 17,10 Die Gnade Gottes ist unsere unerschöpfliche Kraftquelle. Von dieser Gnade leben wir und glauben wir. Die Gnade Gottes ist der Tiger im Tank von Christen. Gottes Gnade kann uns immer wieder neue Antriebskraft geben. Gott aber kann machen, dass alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk. 2 Kor 9,8