Ratschläge für Versuchte und Verwundete
Jakobus 1,13-18  |  25.01.09  |  V. Janke

Versagen in Glaubensprüfungen gehört zum Leben als Christ. Ein Erlebnis während meiner Bundeswehrzeit gehört zu dieser Kategorie. An einem Dienstagabend wollte ich zur Jugendstunde fahren. Ich war in Stadum, nahe der dänischen Grenze stationiert und musste mit einem Autokraftbus nach Flensburg fahren. Als Soldat hatte ich einen Ausweis, mit dem ich kostenlos mit Bus und Bahn nach Hause fahren konnte. Obwohl ich nicht nach Hause wollte, zeigte ich wie gewohnt dem Busfahrer diesen Ausweis als ich einstieg. Noch nie hatte jemand Fragen gestellt. Doch dieser Busfahrer fragte, „Wollen sie nach Hause fahren? Sonst müssen sie zahlen.‟ Ich wollte mich nicht blamieren. Spontan sagte ich, „Ja, ich will nach Hause fahren.‟ Dann saß ich im Bus und konnte nicht glauben, was ich getan hatte. Ich wollte zur christlichen Jugendstunde und hatte wegen ein paar Mark gelogen. Mein Gewissen klagt mich hart an. Schließlich ging ich zum Busfahrer nach vorn, „Ich möchte sie um Entschuldigung bitten. Vorhin hab ich sie angelogen. Ich fahre nicht nach Hause.‟ Der Busfahrer sagte nicht viel. Ich zahlte und setzte mich erleichtert wieder hin. Das war mir sehr peinlich.


'Zeige mir deinen Glauben' fordert Jakobus uns auf. Wir müssen ehrlich zugeben: manchmal verleugnen wir unseren Glauben. Wenn ich auf meinen Weg als Christ zurückblicke, dann sehe ich nicht nur Siege und Erfolgserlebnisse, sondern auch Niederlagen und Versagen. Kein Christ ist von solchen Erfahrungen ausgenommen. Wer die Bibel mit offenen Augen liest, wird feststellen: Dies ist ein Buch über Verlierer, Versager, Versuchte und Verwundete. Dies ist ein Buch über Menschen, die allein aus Gottes Gnade ans Ziel kommen. Dieser Text gibt uns vier Ratschläge für Versuchte und Verwundete zu, die in Zeiten der Anfechtung eine große Hilfe sind. Ein erklärender Hinweis: In den V. 2-12 gebraucht Jakobus das Hauptwort Anfechtung mit dem Blick auf die Bewährung im Glauben. Er hebt die Notwendigkeit und den Segen von Prüfungen hervor. Gott erreicht sein Ziel mit uns nur durch Prüfungen. In den V. 13-15 gebraucht Jakobus das gleiche Wort als Verb mit Eigenschaftsworten, die auf die Versuchung zur Sünde hinweisen. In jeder Prüfung ist auch die Möglichkeit zu sündigen, und das macht die Prüfung zur Versuchung. Und die Versuchung ist ein Kampf um das Denken und den Willen eines Gläubigen. Doch Gott verlockt uns nicht, gegen seinen Willen zu handeln.


  1. Übernimm Verantwortung für dein Leben.
    13f

Dies ist die Hauptaussage des ganzen Abschnitts. Jakobus leugnet nicht, dass Gott uns Prüfungen aussetzt, aber er widerlegt die Meinung: Gott prüft uns mit der Absicht, um uns zum Bösen zu verleiten.


 1.1 |   Such' die Schuld für persönliches Versagen nicht bei anderen. V.13


Eine Lebensrealität lautet: Der Weg aller Menschen geht durch Schuld. Alle Menschen werden schuldig vor Gott und vor anderen Menschen. Ob du schuldig wirst, steht nicht zur Diskussion, sondern wie du mit deiner Schuld umgehst. Unsere natürliche Neigung ist die Schuld auf andere zu schieben. Als Adam von Gott zur Verantwortung gezogen wurde, da war seine erste Reaktion, Die Frau, die du mir gabst, sie hat... 1. Mo 3,12 Indirekt ist Gott mitschuldig. Wer so denkt, handelt unverantwortlich. 'Ich konnte nicht anders. Es war wohl Gottes Wille. Gott hat mich so gemacht. Wenn Gott nur gewollt hätte, dann hätte er mich abhalten können.' Das ist falsches und böses Denken. Gott ist nicht verantwortlich für mein Versagen. Die Weigerung, persönliche Verantwortung für eigenes Versagen zu übernehmen, ist ein großes Hindernis für geistliches Wachstum. 'Ich hatte ein kaputtes Elternhaus. Mein Vater war ein Trinker. Ich hatte zu viel Stress auf der Arbeit.' „Hör' auf mit diesen Gedanken‟ sagt Jakobus. Übernimm Verantwortung für dein Leben und für dein Versagen.


 1.2 |   Kämpfe den guten Kampf des Glaubens. V.14


Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird.‟ Ohne Kampf können wir uns im Glauben nicht bewähren. Diesen inneren Kampf beschreibt Paulus in 2. Kor 10,4f. An diesen Kampf werden wir in der Bibel durch einige harte Worte immer wieder erinnert: Wir sollen ringen, kämpfen, bezwingen, wachen, aushalten, ertragen, standhalten, festhalten, den guten Kampf kämpfen, mit Ausharren den Marathonlauf laufen, etc.


Das griechische Wort epithumia ist an sich neutral und bedeutet 'ein starkes Verlangen, einen mächtigen Wunsch haben'. Es wird auch im positiven Sinn gebraucht. Jesus sagt: „Mich hat herzlich verlangt, dieses Passamahl mit euch zu essen, bevor ich leide.‟ Lk 22,14 Doch allgemein hat das Wort eine negative Bedeutung - starkes Verlangen nach Bösem, nach dem, was gegen Gottes Willen ist. Begierden sind Teil unserer menschlichen, sündigen Natur. Die wahre Ursache der Versuchung zum Bösen ist die inwendige Begierde. Das bedeutet: Du trägst Verantwortung dafür, wie du mit deinen Gefühlen, Wünschen und Gedanken umgehst. Vgl. 4,1-3 Du entscheidest dich, welchen Gefühlen und Wünschen du Raum gibst. Niemand kann dich zwingen, bitter zu werden - du entscheidest dich, bitter zu werden. Niemand kann dich zwingen, verletzende Worte zu sagen - du entscheidest dich, verletzende Worte zu sagen. Niemand kann dich zwingen, auf andere neidisch zu sein - du entscheidest dich, auf andere neidisch zu sein. Niemand kann dich zwingen, negativ und verachtend über andere zu denken oder zu sprechen - du entscheidest dich, das zu tun. Sünde sieht immer gut aus! Verheißungsvoll! Befriedigend und schmackhaft! Das gestohlene Brot schmeckt dem Mann gut, aber am Ende hat er den Mund voller Kieselsteine. Spr 20,17 Sünde hat immer einen üblen, bitteren Nachgeschmack. Für den Biß in eine Frucht haben Adam und Eva viel gezahlt.


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  1. Hüte dich vor Disziplinlosigkeit.
    V.15

Jakobus veranschaulicht die Konsequenzen der Begierde, wenn sie nicht vom Willen beherrscht wird. Ohne Disziplin ist der Weg der Begierden vorgezeichnet. Das Ende ist immer katastrophal.


 2.1 |   Disziplin ist nötig, weil wir Menschen schwach sind.


Jesus sagt es treffend, Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallt. Denn der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Unterschätzt Begierden nicht! Disziplinlosigkeit hat schon viele Menschen ins Verderben geführt. Spr 10,17


 2.2 |   Disziplin heißt mit Gottes Kraft zu rechnen.


Niederlagen und Versagen in Glaubensprüfungen können wir vermeiden. Falsche Gedanken und Impulse können wir im Keim ersticken. 2. Petr 1,3


 2.3 |   >Der Stellenwert der Disziplin wird da deutlich, wo sie fehlt.


V.15b Wenn die Sünde vollendet ist, bedeutet, wenn sie zur vollen Entfaltung, zur Reife gekommen ist. Vollendete Sünde ist die feste Gewohnheit, die den Charakter und das Wesen eines Menschen prägt. Je mehr ich einer bestimmten Sünde Raum gebe, desto schwächer wird mein Wille. Das ist eine sehr ernste Warnung! Gal 6,7f T. Schirrmacher beschreibt das tref-fend: 'Der Zorn Gottes kommt also auch in der fehlenden Selbstbeherrschung des Menschen zum Ausdruck. Der Mensch ohne Gott wird deswegen im AT wie im NT immer wieder als einer beschrieben, der von seinen Begierden, von seiner Lust, von seinen Leidenschaften regiert wird, wie dies auch in Röm 1,26-32 der Fall ist. Wenn die Sünde herrscht, bedeutet das, dass der Mensch den Begierden des Körpers sklavisch gehorcht. Fehlende Selbstbeherrschung wird deswegen immer wieder als Übel beklagt, besonders im Buch der Sprüche. Die Selbstbeherrschung ist deswegen eines der wichtigsten Kennzeichen der Christen (Gal 5,22).'


  1. Hör' auf, dich selbst
    zu betrügen.
    V.16

Von einem Bibellehrer hörte ich 'mal folgende Lebensweisheit: 'Ein Esel, der meint, er sei ein Hirsch, lernt die Wahrheit, wenn er auf eine Hürde stößt.' Man kann sich lange etwas vormachen. Jeder Mensch ist fähig, sich etwas einzureden, was nicht wahr ist. Wer sich selbst betrügt, merkt es meist nicht. Doch irgendwann kommt eine Hürde, und dann lernen wir die Wahrheit über uns selbst kennen. In einem Artikel über Haie las ich eine faszinierende Beobachtung: 'Risikoforscher wissen, wie schwer es uns Normalbürgern fällt, ernsthafte Lebensgefahren von vermeintlichen zu unterscheiden. Autos, Zigaretten, Alkohol schrecken uns nicht, wir halten sie für beherrschbar - obgleich jedes Jahr dadurch Hunderttausende sterben. Hingegen empfinden viele Menschen panische Angst vor dem, was sie nicht abschätzen können. Haie gehören zu den unbekannten Schrecken.' Wenn wir vor unseren Begierden und Wünschen nur halb so viel Respekt hätten wie vor Haien, wäre uns sehr geholfen. Damit du dich in Anfechtungen bewährst, ist vor allem eines wichtig - gesundes Denken über dich selbst und über Gott. „Irrt euch nicht.‟ Hör' auf, dich selbst zu betrügen über die Ursachen und Konsequenzen der Sünde (13-15) und über Gottes Gaben und Handeln (17f).


  1. Sag' „JA‟ zu Gottes Weg
    und Gottes Willen.
    V.17f

Wenn es dir ernst ist mit der Bitte, Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden, dann muss dahinter die felsenfeste Überzeugung stehen: Gottes Wegführung und sein Wille sind immer das Beste. David hatte diese Überzeugung: Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Haus des Herrn immerdar. Ps 23,6 Auch Paulus hatte diese Überzeugung: Röm 1,28. In dieser Welt ist alles der Veränderung unterworfen: Menschen, Meinungen, Situationen, Gefühle etc. Doch Gott ist unveränderlich (Mal 3,6). Gott ändert sich nicht in seinen Absichten! Er beschenkt uns nur mit guten Gaben! V.18 erinnert an Gottes Absicht: Dass ich ein Erstling seiner Geschöpfe werde - ein Vorgeschmack seiner neuen Schöpfung. Wie hat er seinen Weg mit mir begonnen? Durch mein Ja zu Jesus Christus. Mein Ja zu Jesus Christus war letztlich Gottes Wille. Und meine freie Entscheidung bleibt entscheidend für mein Leben und für meine Bewährung in schwierigen Zeiten. Sein guter Wille geschieht, wenn ich Ja sage zu Gottes Weg und Willen. Das war der erste Schritt zum Glauben, und das entscheidet jeden weiteren Schritt zur Reife im Glauben. Immer wieder ist eine Erneuerung der ersten Entscheidung nötig. „Ich will heute für Gott leben‟. Ich will heute Gott vertrauen und gehorchen. Ich will heute seinen Willen tun. Ich will heute mit seiner Kraft rechnen!’



Baptisten Nordenham | Zoar-Kapelle | 26954 Nordenham | Friedrich-Ebert-Str. 65   
Gottesdienst: So 10:00

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