Selig sind die Hungrigen
Psalm 32  |  06.04.08  |  V. Janke

Und der HERR sandte Nathan zu David. Als der zu ihm kam, sprach er zu ihm: Es waren zwei Männer in einer Stadt, der eine reich, der andere arm. Der Reiche hatte sehr viele Schafe und Rinder; aber der Arme hatte nichts als ein einziges kleines Schäflein, das er gekauft hatte. Und er nährte es, dass es groß wurde bei ihm zugleich mit seinen Kindern. Es aß von seinem Bissen und trank aus seinem Becher und schlief in seinem Schoß, und er hielt's wie eine Tochter. Als aber zu dem reichen Mann ein Gast kam, brachte er's nicht über sich, von seinen Schafen und Rindern zu nehmen, um dem Gast etwas zuzurichten, der zu ihm gekommen war, sondern er nahm das Schaf des armen Mannes und richtete es dem Mann zu, der zu ihm gekommen war. Da geriet David in großen Zorn über den Mann und sprach zu Nathan: So wahr der HERR lebt: der Mann ist ein Kind des Todes, der das getan hat! Dazu soll er das Schaf vierfach bezahlen, weil er das getan und sein eigenes geschont hat. 2.Sam 12,1-6


Nathan war ein Prophet Gottes. David war König Israels und ein gottesfürchtiger Mann. Diese Geschichte, die Nathan dem David erzählte, empörte David. Er reagiert entrüstet und sehr zornig. Mehr noch: er spricht ein Todesurteil über diesen reichen Mann aus. David hatte offenbar einen sehr geschärften Sinn für Gerechtigkeit. Was dieser reiche Mann sich erlaubte war für David ein todeswürdiges Vergehen: So wahr der HERR lebt: der Mann ist ein Kind des Todes, der das getan hat!


Wenn du allerdings den Hintergrund dieser Geschichte nicht kennst, verkennst du leider völlig das eigentliche Anliegen von Nathan. Nein, es ist das Anliegen Gottes. Mit dieser Geschichte will Gott dem David seelsorgerlich helfen. Indem er ihn dazu bringt, sich mit seiner eigenen Schuld auseinander zu setzen und sich selbst ein Urteil zu sprechen, erkennt David seine eigene Sündhaftigkeit.


Da sprach Nathan zu David: Du bist der Mann! So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe dich zum König gesalbt über Israel und habe dich errettet aus der Hand Sauls und habe dir deines Herrn Haus gegeben, dazu seine Frauen, und habe dir das Haus Israel und Juda gegeben; und ist das zu wenig, will ich noch dies und das dazutun. Warum hast du denn das Wort des HERRN verachtet, dass du getan hast, was ihm mißfiel? Uria, den Hetiter, hast du erschlagen mit dem Schwert, seine Frau hast du dir zur Frau genommen, ihn aber hast du umgebracht durchs Schwert der Ammoniter. Nun, so soll von deinem Hause das Schwert nimmermehr lassen, weil du mich verachtet und die Frau Urias, des Hetiters, genommen hast, dass sie deine Frau sei. 2.Sam 12,7-10


Brauchen wir nicht auch Hilfe, uns mit unserer eigenen Schuld auseinander zu setzen, eigene Schuld zu erkennen und zu benennen?! Ja! Und wir brauchen Mut, unsere eigene Schuld und Sünde zu reflektieren, sie anzuschauen – uns anzuschauen als Sünder. Hast du schon mal ein Lied oder ein Gedicht geschrieben, in dem du eine eigene konkrete Sünde und ihre Folgen reflektierst – darüber nachdenkst? Was für ein Gedanke, nicht wahr! Doch genau das hat David getan mit den Psalmen 32 + 51.


Selten hat ein Mensch seine eigene Sündhaftigkeit so deutlich in ihrer ganzen Tiefe und Macht erkannt und bekannt. Es gibt Wahrheit, die wir nur schwer ertragen – die weh tut, wenn man sie zugibt, und die erschreckt. Ich bin so vertraut mit Sünde, das es mich manchmal erschreckt, dass mich meine Sündhaftigkeit nicht erschreckt. Wir brauchen Gottes Hilfe. Wir brauchen ein ernsthaftes und tiefes Verlangen nach Heiligkeit, nach Reinheit, nach einem neuen Herzen. Oh, dass wir doch wirklich hungrig zum Mahl des Herrn kommen – so wie David einen tiefen Hunger hatte nach Vergebung.


  1. Glücklich zu preisen sind, die Hunger haben nach Vergebung ihrer Schuld

Glücklich der, dem Übertretung vergeben, dem Sünde zugedeckt ist! Glücklich der Mensch, dem der HERR die Schuld nicht zurechnet und in dessen Geist kein Trug ist! Ps 32,1-2


Das sagt uns Gottes Wort: der Mensch, dem Gott die konkrete Schuld vergeben hat, dieser Mensch ist glücklich zu preisen. Die Freude über Gottes Vergebung musst du erfahren haben. Erst dann wirst du verstehen, wie wichtig und wie kostbar Vergebung ist. Erst dann wirst du die Bedeutung und die Wichtigkeit des Abendmahls verstehen. Wir nehmen Brot und Kelch, weil wir Sünder sind. Wir nehmen Brot und Kelch, weil wir von der Vergebung leben. Wie wichtig ist dir die Gewissheit, dass Gott dir deine konkrete Schuld vergeben hat? Wie wichtig ist dir die Freude über die Vergebung deiner Schuld? Kommst du hungrig zum Mahl des Herrn, mit einem ehrlichen Wissen um deine Schuld, und mit einem tiefen Verlangen nach Vergewisserung und Zuspruch der Vergebung?


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Psalm 32 ist die Frucht einer sehr traurigen und schmerzhaften Lebenserfahrung. Deine Geschichte ist auch eine unschöne Schuldgeschichte. Zuerst hatte David keinen Hunger nach Vergebung. Zuerst sah David seine Schuld nicht.


Der Versuch, Schuld zu verschweigen vor Gott, vor anderen und sich selbst: Wie der Affe, der durchs Astloch die Kokosnuß ergreift und mit aller Kraft festhält, weil er glaubt, sonst könnte er nicht leben. Sein Festhalten führt aber zu seinem Verderben, bindet ihn und macht ihn zu einem leichten Opfer. So betrügt Sünde. Wir halten mit allen Kraft an dem guten Bild von uns fest: ich bin ok! Kein Trug: Das Herz wehrt sich gegen den Segen Gottes – zuerst natürlich gegen das Sündenbekenntnis. Es sagt Nein zu Gott und Gottes Geist. Die Vorstellungen in unseren Gedanken, die uns Angst machen, sind ein echtes Hindernis: Die Aussprache mit dem Ehepartner, dem Bruder oder dem Nachbarn sieht in unseren Gedanken und Vorstellungen schrecklich und angstmachend aus. Auch hier zeigt sich die Macht der Lüge! Weise hat Paulus an die Christen in Korinth diesen Rat geschrieben: Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. Wir zerstören damit Gedanken und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus. 2.Kor 10,4-5


Gott vergibt dir! Gerne! Alles! Für immer! Ohne Bedingungen! Darum bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht. Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde. SELA. Ps 32,5 Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir alle deine Sünde vergibt und heilt alle deine Gebrechen, Ps 103,1-3


  1. Glücklich zu preisen sind, die Hunger haben nach echter, erneuerter Gemeinschaft
    Ps 32,10+11

Viele Schmerzen hat der Gottlose; wer aber auf den HERRN vertraut, den umgibt er mit Gnade. Freut euch an dem HERRN, und frohlockt, ihr Gerechten, und jubelt, alle ihr von Herzen Aufrichtigen!


Dietrich Bonhoeffer schreibt „Bekennt also einander eure Sünden” Jak 5,16. Wer mit seinem Bösen allein bleibt, der bleibt ganz allein. Es kann sein, dass Christen trotz gemeinsamer Andacht, gemeinsamen Gebetes, trotz aller Gemeinschaft im Dienst allein gelassen bleiben, dass der letzte Durchbruch zur Gemeinschaft nicht erfolgt, weil sie zwar als Gläubige, als Fromme Gemeinschaft miteinander haben, aber nicht als die Unfrommen, als die Sünder. Die fromme Gemeinschaft erlaubt es ja keinem, Sünder zu sein. Darum muss jeder seine Sünde vor sich selbst und vor der Gemeinschaft verbergen. Wir dürfen nicht Sünder sein. Unausdenkbar das Entsetzen vieler Christen, wenn auf einmal ein wirklicher Sünder unter die Frommen geraten wäre. Darum bleiben wir mit unserer Sünde allein, in der Lüge und der Heuchelei; denn wir sind nun einmal Sünder. Es ist aber die Gnade des Evangeliums, die für den Frommen so schwer zu begreifen ist, dass es uns in die Wahrheit stellt und sagt: du bist ein Sünder, ein großer heilloser Sünder und nun komm als dieser Sünder, der du bist, zu deinem Gott, der dich liebt.” (Gemeinsames Leben, S.93


Zwischen christlichen Lebensgemeinschaften, wie z.B. Adelshofen (wo Christen zusammen leben und arbeiten) und kirchlichen Sonntag Vormittag Gottesdienstgemeinschaften liegen manchmal Welten. Denn je näher wir einander kommen, desto schwerer wird es, an unseren Wunschbildern und Idealbildern festzuhalten. Je enger wir zusammen leben, desto intensiver nehmen wir die Schwächen und Fehler anderer wahr – und von uns selbst. Und wenn ein Bruder oder eine Schwester mich wirklich liebt, wird er oder sie mich darauf ansprechen. Unsere Gemeinschaft lebt von der Vergebung oder sie zerbricht. Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld auf dich lädst. Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR. 3. Mose 19,17-18 Wenn du einen Menschen wirklich liebst, dann deckst du nicht alle Fehler mit dem „Mantel der Liebe” zu; dann sprichst du mit ihm oder ihr über das, was dich stört. Die Liebe ist auch eine Kraft, ein neues, besseres Miteinander zu erleben. Unsere Gemeinschaft lebt von der Erneuerung – davon, dass Gottes Gnade neu erbeten und empfangen wird, davon, dass Beziehungen einen neuen Anfang erleben, davon, dass Gottes Liebe neu erlebt wird. Mach du den ersten Schritt!


Baptisten Nordenham | Zoar-Kapelle | 26954 Nordenham | Friedrich-Ebert-Str. 65   
Gottesdienst: So 10:00

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